Lisa Henriette Huber, Referentin Presse- & Öffentlichkeitsarbeit & Lars Békési, Geschäftsführer,
Verband der Kleinen und Mittelgroßen Kitaträger e.V.
Was vor wenigen Jahren noch als überspitzte Androhung wahrgenommen wurde, ist mittlerweile bitterer Ernst geworden: Das große Kita-Fachkräfte-Sterben. An diesem Montag hat die amtierende Jugendsenatorin (SPD) wiederholt bewiesen, dass es großen Bedarf an neuen Impulsen gibt, für zukunftsgerichtete Rahmenbedingungen in der frühkindlichen Bildung, insbesondere im Bereich der Freien Träger. Und während Berlin sich bisher sehr zurückhaltend äußerte und den großen Personalmangel eher vorsichtig und meist negierend thematisierte, so gab es dieses Mal, von Senat eine doch sehr überraschend ehrliche Antwort: Nach einer schriftliche Anfrage vom VKMK an die Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Familie, um Antworten auf künftige Maßnahmen bezüglich der fortlaufenden Unterbesetzung zu suchen, erhielten wir erstmals eingestehende Worte:
“Dem Senat ist bewusst, dass Phasen der Über- und Unterschreitung des Personalschlüssels systembedingt sind. Im Falle anhaltender Personalunterschreitungen sind jedoch die Kitaträger gefordert, geeignete Maßnahmen zu ergreifen, um die Betreuung der Kinder sicherzustellen. (...)”
Und, wenngleich es beinahe tröstend ist, die lang ersehnte, wenn auch noch milde formulierte Anerkennung dessen zu erhalten, was wir seit langem als Realität wahrnehmen, so sieht man doch wieder dasselbe, alte Problem, das schon seit Jahren zu keiner gewinnbringenden Lösung führt:
Die Weitergabe der Verantwortlichkeit für das Suchen und Finden einer Lösung.
Ein strukturell abgebauter und systematisch unterfinanzierter Sektor bricht zusammen und die Symptomatiken, die hierbei selbsterklärend zum Vorschein treten, sollen von den Betroffenen – ohne ausreichend finanzieller Mittel - selbst bekämpft werden. Wir blicken seit Jahren, bei einem wachsenden System, in sich immer weiter leerende Finanzierungstöpfe, die immer größeres Wachstum an Abgängen von qualifizierten Pädagog:innen verursachen und zu immer mehr schrumpfenden Bewerbungszahlen für neue Auszubildende führen. Ein Strudel, der die Qualität der pädagogischen Arbeit seit Jahren in die Tiefe saugt. Wer heute noch Pädagog:in werden möchte, muss Überbelastung und Unterfinanzierung im großen Stil erwarten.
Dieser Alltag spiegelt keine Ausnahme, sondern die Regel wider. Und selbst wenn hochmotivierte Kräfte an der Tür klopfen und sich dem Dilemma annehmen möchten, so müssen sich immer mehr Kitas Berlins eingestehen: "Die Gelder für Personal sind schlichtweg nicht da.” Wir sind über “Bitten” und “Wünschen” schon lange hinaus. Es wird Zeit, dass die klaren Formulierungen an Bedarf von den Kitas endlich Gehör finden und Handlungen und Verantwortungsübernahme stattfinden - seitens der Politik.
“Die Konsequenzen des Nichts-Tun klopfen nicht mehr an der Tür, sondern sind bereits im Haus, mitten im Kinderzimmer.”
Das System, wie es bis heute umgesetzt wurde, ist nicht zukunftsfähig. Statt Kitaplatz Ausbau zu betreiben, wie es momentan dringend und zwingend nötig wäre, finden wir uns in einer Reduktion der Berliner Kitas wieder, da ein Verkleinern auf Grund von finanziellen Zusatzbelastungen und dem massiven Personalmangel für viele unumgänglich geworden ist. Die Konsequenzen des Nichts-Tun klopfen nicht mehr an der Tür, sondern sind bereits im Haus, mitten im Kinderzimmer und sorgen hier für mannigfaltige Probleme, die wir gesellschaftlich in die Zukunft tragen. Diese Kinder von heute, denen es in den Kitas an Raum und Platz und Entfaltungsmöglichkeiten mangelt, um die entsprechenden Kompetenzen zu erwerben, die es im späteren Alter bedarf, sind die Erwachsenen von Morgen. Die Erwachsenen, die unsere Wirtschaft und die Zukunft unseres Landes lenken und formen werden.
Es wird Zeit, dass sich die Koalitionäre des neuen Senates ihrer Verantwortung dieser Zukunft bewusst werden - und handeln.