Kita-Eingewöhnung: Die erste große Trennung und wie sie gut gelingt

Mal ist es ein Jobwechsel, mal ein Umzug in eine andere Stadt, ein neuer Freundeskreis oder auch der Übergang von der Schule ins Berufsleben: Das Leben ist voller Veränderungen und Eingewöhnungen in neue Lebenssituationen und -umstände. Manchmal fällt uns dieser Wandel leicht, manchmal schwer - doch ein kleiner, bestimmter Übergang prägt maßgeblich, wie wir im Laufe unseres Lebens solche Umstellungen bewältigen: Der Start in die Kita. Dieser Übergang steht vielen Kindern nun kurz bevor, manche befinden sich bereits mitten im Prozess. Dabei handelt es sich um eine besonders sensible Phase, in der sich viele Kinder erstmals außerhalb ihres gewohnten familiären Umfelds zurechtfinden müssen. “Die Eingewöhnung ist die Einführungs- und Bewältigungsphase in der Kinderbetreuung, in der sich Kinder an ihre Krippe beziehungsweise Kindertagesstätte als neue Umgebung gewöhnen und vertraut machen und Beziehungen und Bindungen zu den Pädagog:innen und anderen Kindern aufbauen. Die Eingewöhnung ist ein wichtiger Grundstein bei allen Übergängen und ist als ein gemeinsamer Prozess von Kita und Familie zu verstehen.” erklärt Claudia Thoma-Krüger, Fachberaterin des VKMK-Mitglieds kids in berlin kiB gUG, die Bedeutung dieser Phase. Um diesen wichtigen Schritt gut zu begleiten, sind sowohl Familien als auch Pädagog:innen auf vielen Ebenen gefordert. 

Was Familien bei der Eingewöhnung beachten sollten, wie sie sich gemeinsam auf diese Phase vorbereiten können, welche Rolle eine starke Erziehungspartnerschaft dabei spielt und was alles zu einer gelungenen Eingewöhnung beiträgt - darüber hat der VKMK mit der Expertin Claudia Thoma-Krüger gesprochen. 

Kindzentriert und bedürfnisorientiert: So gelingt die Eingewöhnung

Ein zentraler Faktor für eine gelingende Eingewöhnung ist der Aufbau einer sicheren Bindung. Claudia Thoma-Krüger beobachtet in ihrer Arbeit, dass “das Bewusstsein für die Bedeutung einer sicheren Bindung in der frühen Kindheit hat deutlich zugenommen.” Dies wird durch diverse Forschungsergebnisse untermauert: Während in diversen Studien bei Kindern in der außerfamiliären Kinderbetreuung generell ein Anstieg des Cortisolspiegels im Tagesverlauf beobachtet wurde, zeigte sich in einer Studie differenzierter, dass der Cortisolspiegel bei Kindern mit einer hohen Bindungssicherheit zu ihrer Hauptbetreuungsperson in der Kindertageseinrichtung im Laufe des Tages abfällt - unabhängig von anderen Faktoren, wie mütterliche Beziehung und Betreuungsqualität.* Dies verdeutlicht, welchen Einfluss die Qualität der Bindung und Beziehung zu den Pädagog:innen auf das Stresserleben der Kinder hat. Dieses gewachsene Bewusstsein für die Bedeutung emotionaler Sicherheit spiegelt sich natürlich auch in der Eingewöhnungspraxis wider: “In den vergangenen Jahren hat sich die Eingewöhnungspraxis in vielerlei Hinsicht weiterentwickelt. Sie wird nicht mehr nur als organisatorischer Start in die Betreuung gesehen, sondern als sensibler, bindungsrelevanter Übergang, der entscheidend für das Wohlbefinden und die Entwicklung des Kindes ist.” 

Neben einer stärkeren bindungsorientierten Ausrichtung hat sich auch eine deutlich individualisierte Gestaltung des Eingewöhnungsprozesses etabliert: “Während früher häufig ein starrer Zeitplan verfolgt wurde, orientieren sich heutige Modelle zunehmend an den Bedürfnissen und dem Tempo des einzelnen Kindes – und auch an dem der Eltern. Das Berliner, Münchener und Tübinger Modell dienen dabei vielerorts als Grundlage, werden aber flexibel angepasst.” erläutert Claudia Thoma-Krüger. Alle drei Modelle basieren auf einem kindzentrierten Ansatz, dem Einbezug von Bezugsperson, dem Aufbau sicherer Bindungen und einer starken Erziehungspartnerschaft. Der Eingewöhnungsprozess wird dabei kontinuierlich beobachtet und bei Bedarf flexibel an die Bedürfnisse des Kindes angepasst. 

Gerade diese Flexibilität und Bedürfnisorientierung machen die drei Modelle besonders praxistauglich - insbesondere in Zeiten, in denen sich die Anforderungen an die Eingewöhnung deutlich gewandelt haben. Claudia Thoma-Krüger berichtet von ihren Erfahrungen hierzu: “Zum einen zeigt sich, dass familiäre Strukturen vielfältiger geworden sind, was eine differenziertere Herangehensweise erfordert und ein hohes Maß an Austausch zwischen Elternschaft und Pädagog:innen erfordert. Zum anderen erleben wir in der Praxis häufiger kürzere Vorbereitungszeiten und einen erhöhten Druck auf Eltern, beruflich schnell wieder verfügbar zu sein. Das kann dazu führen, dass Eingewöhnungsphasen verkürzt werden sollen – was nicht immer mit dem tatsächlichen Bedarf des Kindes übereinstimmt.” Diese Entwicklungen machen deutlich, dass sich die Eingewöhnung nicht nur am Kind orientieren muss, sondern auch an den vielfältigen Lebensrealitäten der Familien. Fachkräfte und Kitas sind daher zunehmend gefordert, Eingewöhnungsprozesse sowohl kindzentriert als auch familienbezogen und zugleich institutionell umsetzbar zu gestalten. Claudia fasst zusammen: “Insgesamt lässt sich sagen, dass die Eingewöhnungspraxis sensibler, differenzierter und bindungsorientierter geworden ist – gleichzeitig aber auch unter neuen äußeren Rahmenbedingungen steht, die von Fachkräften ein hohes Maß an Flexibilität, Beobachtungsgabe und Kommunikation verlangen.”

Eingewöhnung braucht Zusammenarbeit: Die Bedeutung der Erziehungspartnerschaft

Nun haben wir erfahren, welche Bedeutung die Bindung und Beziehung zwischen Kind und Fachkraft für das Wohlbefinden des Kindes hat. Doch die Bindungsarbeit reicht noch viel weiter und beginnt im Grunde mit einer guten Beziehung zwischen Kita und Eltern. “Eine gute vertrauensvolle Erziehungspartnerschaft ist die wichtigste Voraussetzung für eine gelingende Eingewöhnung. Es ist die Basis für eine positive Zusammenarbeit.” macht Claudia Thoma-Krüger deutlich. Damit diese Erziehungspartnerschaft von Anfang an gut gelingen kann, werden Familien bereits vor dem eigentlichen Start der Eingewöhnung umfassend durch die Kita vorbereitet. “Ganz wichtig für die Erziehungsberechtigten sind umfassende Informationen der Kindertagesstätte zum Modell und Ablauf der Eingewöhnung. Diese werden im Idealfall in einem ersten Gespräch zwischen der Bezugserzieherin und den Eltern erläutert. Eltern erfahren, dass der Eingewöhnungsprozess zeitlich individuell auf das Kind abgestimmt wird und die einzelnen Phasen der Trennung mit den Eltern besprochen und in Orientierung am Kind erfolgen. In der Regel erhalten alle Eltern schriftliche Informationen, beispielsweise im Rahmen eines Willkommensbriefes, über das Eingewöhnungsmodell der Kindertagesstätte. Sie erfahren auch, dass sehr elternbezogene Kinder länger für die Eingewöhnung brauchen und Urlaub oder besondere Belastungssituationen - zum Beispiel Umzug, Geburt eines Geschwisterkindes - nicht in dieser Zeit liegen sollten”, erklärt Claudia und betont damit auch, inwiefern Familien ihren eigenen Alltag an die Eingewöhnungsphase anpassen müssen. 

Im weiteren Verlauf stehen “Pädagog:innen und Eltern in einem regelmäßigen Austausch darüber stehen, wie sich das Kind in der Kindertagesstätte verhält und was es gegebenenfalls noch braucht, um sich weiterhin in die neue Umgebung zu integrieren. Informationen über Gepflogenheiten aus dem familiären Umfeld spielen dabei auch eine große Rolle. Ein stabiler Austausch zwischen Pädagog:innen trägt zu einer wertschätzenden Zusammenarbeit zwischen Kita und Eltern bei und begünstigt den Eingewöhnungsverlauf.” Dies klingt in der Theorie oft einfach, erfordert in der Praxis jedoch ein hohes Maß an Offenheit, Transparenz und gegenseitigem Vertrauen - sowohl vonseiten der Eltern als auch den pädagogischen Fachkräften. Damit diese anspruchsvolle Beziehung gelingen kann, braucht es ein einfühlsames, respektvolles und auch selbstreflexives Miteinander. “Zentral ist, dass Eltern sich ernst genommen und einbezogen fühlen – ihre Perspektiven, Sorgen und Anregungen sollten gehört und wertgeschätzt werden. Transparenz im pädagogischen Handeln sowie regelmäßige Gespräche auf Augenhöhe fördern Vertrauen und Verständnis. Verlässlichkeit, Empathie und eine wertschätzende Haltung gegenüber der Familie schaffen die Basis für eine stabile Zusammenarbeit, in der das Kind im Mittelpunkt steht”, beschreibt Claudia einen wichtigen Aspekt der pädagogischen Arbeit, der auch über die Eingewöhnungsphase hinaus von großer Bedeutung ist.

Gelingt es nicht, eine stabile und tragfähige Erziehungspartnerschaft aufzubauen, kann das zu Missverständnissen und Herausforderungen während der Eingewöhnung führen. Claudia weist darauf hin: “Insbesondere die Einhaltung von Absprachen zwischen Pädagog:innen und Erziehungsberechtigen sind ein wichtiger Bestandteil während der Eingewöhnung und die gesamte Zeit. Missverständnisse in der Eingewöhnung von Kindern in Kitas können sich auf verschiedene Aspekte beziehen, sowohl auf Seiten der Eltern als auch der Kinder und des pädagogischen Personals. Wichtig ist, dass Eltern und Pädagog:innen offen kommunizieren, um solche Missverständnisse zu vermeiden und eine positive Eingewöhnung zu ermöglichen. Eine fehlende Vorbereitung des Kindes und die fehlende Berücksichtigung der kindlichen Bedürfnisse führen zu Problemen in der Eingewöhnung. Es ist normal, dass es in der Eingewöhnung Rückschritte gibt. Diese sollten nicht als Misserfolg gewertet, sondern als Teil des Prozesses betrachtet werden. Unzureichende Berücksichtigung der Familiengeschichte und – kultur kann auf Seiten der pädagogischen Fachkräfte zu Missverständnissen führen. Es ist wichtig, die individuelle Familiengeschichte und -kultur der Kinder zu berücksichtigen, um eine kultursensible Eingewöhnung zu gewährleisten.”

Wie Eltern die Eingewöhnung mitgestalten

Angesichts der hohen Bedeutung einer gelungenen Erziehungspartnerschaft und Zusammenarbeit sind auch die Eltern in besonderer Weise gefordert. Claudia Thoma-Krüger beschreibt, was pädagogische Fachkräfte von Eltern benötigen, um das Kind bestmöglich in dem Prozess begleiten zu können: “In erster Linie benötigen pädagogische Fachkräfte die Unterstützung seitens der Eltern bei Absprachen zur Eingewöhnung, die durch eine positive Einstellung der Eltern und das Vertrauen in die Arbeit der Pädagog:innen geprägt ist. Während des Eingewöhnungsprozesses sollten Eltern geduldig sein und ihrem Kind die Zeit geben, die es braucht, um sich an die neue Umgebung zu gewöhnen. Eltern sollten sich aktiv am Eingewöhnungsprozess beteiligen, Fragen stellen und ihre Beobachtungen mit den Pädagog:innen im persönlichen Gespräch teilen. Wichtig sind Hinweise zu Gepflogenheiten des Kindes, beispielsweise wie lässt sich ein Kind trösten, wie sind die Schlafgewohnheiten des Kindes oder auch ob Allergien bestehen. Hilfreich sind das Mitgeben von persönlichen Gegenständen, wie zum Beispiel ein Lieblingsstofftier oder ähnliches. Sollten sich Schwierigkeiten bei der Eingewöhnung zeigen, ist es wichtig, offen mit den Pädagog:innen darüber zu sprechen und gemeinsam nach Lösungen zu suchen. Auch Besonderheiten hinsichtlich der Familiengeschichte und – kultur erleichtern den Eingewöhnungsprozess, da auch kultursensible Faktoren berücksichtigt werden können.”

Trennungsschmerzen in der Eingewöhnung: Wenn Loslassen schwerfällt

Doch selbst wenn die Kita die Familien bestmöglich auf die Eingewöhnung vorbereitet und die Eltern wiederum die Kita mit allen notwendigen Informationen und ihrer Unterstützung begleiten, sind weder Kinder noch Eltern vor möglichen Trennungsschmerzen gefeit. In der Regel starten Familien in die Eingewöhnung mit dem Bewusstsein, dass Trennungsschmerzen vor allem beim Kind auftreten können. Deshalb sind sowohl das Berliner als auch das Münchener sowie das Tübinger Modell so gestaltet, dass sie individuell auf die Bedürfnisse des Kindes eingehen und sich an dessen Fähigkeiten, mit der Trennung umzugehen, orientieren. Wie sich ein solcher Trennungsschmerz äußern kann und wovon er abhängig ist, führt Claudia aus: “Die Reaktionen von Kindern in der Eingewöhnungsphase in einer Kita sind vielfältig und hängen von verschiedenen Faktoren ab, wie zum Beispiel dem Alter des Kindes, seiner bisherigen Betreuungserfahrung und seinem individuellen Temperament. Viele Kinder reagieren auf die Trennung von den Eltern mit Weinen und dem Wunsch, an den Eltern festzuhalten. Dies ist ein normales Bindungsverhalten und zeigt, dass das Kind seine Bezugspersonen vermisst und sich unsicher fühlt.” Im Sinne der Erziehungspartnerschaft stimmen sich Eltern und Fachkräfte dann dementsprechend zum weiteren Verlauf der Eingewöhnung ab: “Eltern und Pädagog:innen verständigen sich während der Eingewöhnung entsprechend zu den zeitlichen Trennungsversuchen und passen diese an. Eltern sollten ihren Kindern positiv begegnen und das Kind bestärken. Nachdem sich die anfängliche Aufregung gelegt hat, zeigen viele Kinder Interesse an den Spielmaterialien, der Umgebung und den anderen Kindern in der Gruppe. Indem die pädagogischen Fachkräfte das einzugewöhnende Kind beobachten, können sie auf das Kind eingehen und beispielsweise die Kontaktaufnahme mit anderen Kindern fördern.”

Worauf viele Eltern allerdings nicht vorbereitet sind, ist ihr eigener Trennungsschmerz. Denn auch für sie bedeutet die Eingewöhnung eine Phase der Umstellung, die für Erwachsene durchaus ebenso emotional herausfordernd sein kann. Viele Eltern geben ihr Kind zum ersten Mal für mehrere Stunden in die Obhut einer anderen Person, mit dem Bewusstsein, dass dies nun zum Alltag gehört. Um mit diesen Gefühlen gut umzugehen, rät Claudia Thoma-Krüger: “Eltern sollten ihre eigenen Gefühle ernst nehmen, aber zugleich reflektieren, wie sie damit umgehen. Unsicherheit und Trennungsschmerz sind ganz normal – besonders beim ersten Kita-Start. Wichtig ist, diese Emotionen nicht auf das Kind zu übertragen. Ein klarer, zugewandter Abschied gibt dem Kind Orientierung und Vertrauen. Gespräche mit den pädagogischen Fachkräften können helfen, Sorgen abzubauen und Sicherheit zu gewinnen. Auch der Austausch mit anderen Eltern wirkt oft entlastend. Es darf dabei Raum für Gefühle geben – aber ebenso, dass das Vertrauen, das Loslassen auch wachsen bedeutet: für das Kind und für die Eltern.” Gelingt es Eltern nicht, ihre eigenen Unsicherheiten und den eigenen Trennungsschmerz zu regulieren, kann sich das wiederum auf das Kind und den Eingewöhnungsprozess auswirken, erklärt Claudia weiter: “Unsicherheiten von Erziehungsberechtigten können sich auf verschiedene Weisen auf Kinder auswirken, oft in Form von erhöhter Ängstlichkeit, Unsicherheit im Verhalten oder Schwierigkeiten bei der Entwicklung von Selbstvertrauen und Selbstständigkeit. Kinder spiegeln oft die Emotionen ihrer Eltern wider und können deren Ängste und Unsicherheiten übernehmen. Überbehütende Eltern, die aus Angst vor Gefahren zu viel Kontrolle ausüben, können die Entwicklung von Selbstständigkeit und Entscheidungsfähigkeit des Kindes einschränken.”

Den Übergang bewusst gestalten: Vorbereitung auf die Kita-Eingewöhnung

Auch wenn die Eingewöhnung für Eltern und Kinder zunächst wie ein Sprung ins kalte Wasser erscheinen mag, bedeutet das nicht, dass man sich nicht darauf vorbereiten könnte. Eine gute Vorbereitung kann helfen, die neue Situation besser zu bewältigen. Wie diese aussehen kann, beschreibt Claudia: “Eltern können den Start in die Kita zuhause auf liebevolle und spielerische Weise vorbereiten. Auch vorab Besuche in der Kita ermöglichen es dem Kind, die Räumlichkeiten und Pädag:innen kennenzulernen. Abschiedsrituale können den Übergang erleichtern und dem Kind Sicherheit geben. Wichtig ist vor allem, dem Kind Sicherheit zu geben und positive Erwartungen zu wecken. Das kann durch Gespräche über die Kita, gemeinsame Bilderbuchbetrachtungen oder kleine Rollenspiele geschehen, in denen Alltagssituationen wie das Verabschieden, Spielen oder Essen nachgespielt werden. Auch der Aufbau eines stabilen Tagesrhythmus hilft, sich an neue Abläufe zu gewöhnen. Zudem stärkt es das Kind, wenn es im Alltag zunehmend kleine Aufgaben selbstständig übernehmen darf – etwa beim Anziehen oder Aufräumen. Abwechselnde Betreuung des Kindes und Unternehmungen durch ein Elternteil befördern das Aushalten von kurzen Trennungen. Die Überlegung zur Durchführung der Eingewöhnung durch das Elternteil, zu dem das Kind sich nicht so sehr hingezogen fühlt, kann die Eingewöhnung erleichtern. Vor allem aber brauchen Kinder die Zuversicht ihrer Eltern: Wer selbst Vertrauen in die neue Situation hat, vermittelt Sicherheit.”

Eingewöhnung bedeutet weit mehr, als ein Kind einfach in der Kita abzugeben. Es ist ein vielschichtiger, sensibler und sehr komplexer Prozess, der nicht nur das kindliche Erleben des Kita-Alltags beeinflusst, sondern auch langfristige Auswirkungen auf die Fähigkeit des Kindes hat, mit Übergängen, Stresssituationen und Veränderungen im weiteren Verlauf seines Lebens umzugehen. Es ist eine Phase, die nicht nur für Kinder herausfordernd ist, sondern ebenso für ihre Eltern und die pädagogischen Fachkräfte. Es ist ein Schritt, der von allen Beteiligten viel abverlangt: Vertrauen, Offenheit, Empathie, Feingefühl und gegenseitiges Verständnis. Mit der Zeit ist der Anspruch an eine gelingende Eingewöhnung gestiegen: Pädagog:innen sind gefordert, den Prozess zunehmend zu individualisieren, um den vielfältigen Bedürfnissen aller Familien gerecht zu werden. Gleichzeitig stehen Eltern vor der Aufgabe, die Eingewöhnung aktiv mitzugestalten - trotz eigener steigender Belastungen, möglichen Trennungsschmerzen und Unsicherheiten. Eingewöhnung ist eine Phase, die in ihrer Tiefe und Bedeutung nicht unterschätzt werden sollte, denn sie legt den Grundstein für sichere, außerfamiliäre Beziehungen, Bildungsprozesse, Resilienz und die weitere Entwicklung des Kindes.

Wir wünschen allen Familien, Kindern und Pädagog:innen gelingende Eingewöhnungen und einen guten Start in diese wichtige gemeinsame Zeit.

Mehr Informationen zu dem Berliner, Münchener und Tübinger Modell: https://vkmk.de/presse/2025/8/6/eingewhnungsmodelle-in-der-kita-berliner-mnchener-und-tbinger-ansatz-im-vergleich

*Badanes LS, Dmitrieva J, Watamura SE. Understanding Cortisol Reactivity across the Day at Child Care: The Potential Buffering Role of Secure Attachments to Caregivers. Early Child Res Q. 2012 Jan;27(1):156-165. doi: 10.1016/j.ecresq.2011.05.005. PMID: 22408288; PMCID: PMC3295236.