Frühkindliche Bildung als Schlüssel für zukünftigen Erfolg
PISA-Studie 2023 enthüllt Herausforderungen
Mit der heutigen Veröffentlichung der PISA-Studie (Programme for International Student Assessment) am 05.12.2023 wurde ein globales Augenmerk auf die Leistungen von 15-jährigen Schülern und Schülerinnen in Mathematik, Lesen und Naturwissenschaften gerichtet. Die Ergebnisse dieser umfassenden Untersuchung werfen ein Licht auf die Fähigkeiten und Defizite der Jugendlichen und dienen als Barometer für die Bildungslandschaft in verschiedenen Ländern. Inmitten dieser umfassenden Analyse liegt ein alarmierendes Ergebnis für Deutschland: Die deutschen Jugendlichen verzeichnen das schlechteste Resultat seit Beginn der PISA-Studien insgesamt.
Im aktuellen internationalen Vergleich haben die deutschen Jugendlichen in den Bereichen Mathematik, Lesen und Naturwissenschaften alarmierend schlecht abgeschnitten. Nahezu ein Drittel der 15-Jährigen zeigte lediglich geringe Kompetenzen in mindestens einem der getesteten Bereiche, während jeder sechste Jugendliche Defizite in allen drei Bereichen aufwies. Mit Platz 25 in Mathematik liegt Deutschland weit hinter seinen deutschsprachigen Nachbarländern wie Österreich (Platz 16) und der Schweiz (Platz 8) zurück.
Warum Deutschland in der PISA-Studie abrutscht
Die Suche nach Erklärungen für diese deutliche Verschlechterung der deutschen Leistungen in der PISA-Studie erfordert eine umfassende Analyse. Es ist entscheidend, sich damit auseinanderzusetzen, wie es zu einem derartigen Abwärtstrend seit Beginn der PISA-Studien kommen konnte.
Eine der vermuteten Ursachen liegt in den Schulschließungen während der COVID-19-Pandemie. Der Unterrichtsausfall und die Einschränkungen könnten den Kompetenzerwerb der Schüler negativ beeinflusst haben. Es ist anzumerken, dass der digitale Unterricht in Deutschland im Vergleich zum OECD-Durchschnitt weniger stark ausgeprägt war, was eine mögliche Rolle spielen könnte. Allerdings zeigt die internationale Datenanalyse keinen klaren Zusammenhang zwischen der Dauer der Schulschließungen und dem Ausmaß des Leistungsabfalls.
Weitere potenzielle Gründe könnten in sozioökonomischen Faktoren liegen, einschließlich des familiären Hintergrunds. Ebenfalls wurde der vermehrte Anteil von Schüler:innen mit Zuwanderungshintergrund genannt. Doch die aktuelle Datenlage zeigt bereits jetzt eine differenziertere Realität: Die allgemeine, verschlechterte Leistung ist bei Kindern sowohl mit als auch ohne Migrationshintergrund verzeichnet, welches diese Hypothese in Frage stellt und auf andere Einflussfaktoren hinweist.
An dieser Stelle möchten wir nachdrücklich auf die entscheidende Verbindung zwischen frühkindlicher Bildung und der grundlegenden Entwicklung sowie dem kontinuierlichen Aufbau akademischer Kompetenzen hinweisen. Die Fundamente für eine tragfähige Bildung werden bereits in den ersten Schritten des Lernens gelegt und dort tief verankert. Kindertagesstätten gewinnen in dieser Hinsicht eine unverzichtbare Bedeutung, da sie gezielt auf Defizite reagieren können, indem sie maßgeschneiderte Förderprogramme und Bildungsoptionen anbieten.
Die Teams in den Kindertagesstätten stehen im Zentrum dieser bildungsorientierten Bemühungen. Doch für eine effektive Förderung benötigt das pädagogische Personal dringend angemessene Ressourcen und ausreichend Zeit, um sich uneingeschränkt der Betreuung und Entwicklung der Kinder zu widmen. Der vorherrschende Fachkräftemangel sowie die hohe administrative Belastung stellen dabei ernsthafte Hindernisse dar, die behoben werden müssen, um diesem Ansatz gerecht zu werden.
Die Stärkung der frühkindlichen Bildung gewinnt angesichts ihrer zentralen Rolle im Bildungssystem eine unabdingbare Relevanz. Versäumnisse in diesem Bereich könnten langfristig zu weiteren Leistungseinbußen führen, die nur schwer rückgängig zu machen sind. Es ist von größter Dringlichkeit, die Bedeutung der frühkindlichen Bildung anzuerkennen und gezielte Maßnahmen zu ergreifen, um einen festen Grundstein für die umfassende Entwicklung der kommenden Generationen zu legen.
Die Versäumnisse in der frühkindlichen Bildung tragen, wie erwähnt, nicht nur unmittelbare Auswirkungen, sondern manifestieren sich auch in späteren Bildungsphasen. Bereits in der Grundschule und verstärkt in den weiterführenden Schulen treten die Folgen deutlicher zutage. Die Herausforderungen und Defizite, die bei den heutigen 15-Jährigen festgestellt wurden, sind mit hoher Wahrscheinlichkeit auch auf die anhaltende Unterfinanzierung der frühkindlichen Bildungslandschaft zurückzuführen, die in den letzten zwei Jahrzehnten bestand. Diese finanziellen Engpässe haben sich in jüngster Zeit sogar verschärft, welches uns mit Bangen in die kommenden Studien schauen lässt. Denn, wenn man dieser Entwicklung folgt, ist zu erwarten, dass die Kinder der kommenden Jahre mit noch größeren Defiziten konfrontiert sein werden. Es bedarf angemessener Maßnahmen, um diesen Trend umzukehren.
In jüngster Zeit verzeichnet die Kommunikation rund um das Thema frühkindliche Bildung sichtbare Verbesserungen. Insbesondere ist die gesteigerte Aufmerksamkeit von Bildungssenatorin Günther-Wünsch bezüglich dieser Thematik deutlich spürbar. Dialoge, insbesondere mit den freien Kitaträgern, werden offener begrüßt und signalisieren eine symbolische Wertschätzung, wie etwa durch die Einladung zum aktuellen Kitagipfel deutlich wird.
Dennoch ist es entscheidend, dass diese Gespräche in einem offenen Rahmen und mit einem wachen Bewusstsein geführt werden. Die Herausforderungen in der aktuellen Kitalandschaft sind spürbar, genauso wie der dringliche Handlungsbedarf. Es mag verlockend sein, sich auf schnelle, oberflächliche Lösungen zu konzentrieren, die jedoch vom eigentlichen Problem ablenken und lediglich oberflächliche Ergebnisse erzielen könnten.Es ist unabdingbar, dass wir langfristige Konzepte entwickeln und umsetzen, die auf fundierten Erkenntnissen, Daten und Fakten aus der frühkindlichen Bildungslandschaft basieren. Nur durch ein gezieltes Einbinden der betroffenen Akteure der frühkindlichen Bildung können wir langfristige positive Veränderungen herbeiführen und eine nachhaltige Verbesserung erreichen.