Während die öffentliche Debatte um die Verbesserung der frühkindlichen Bildung vor allem Entlastungsmaßnahmen für Kita-Teams in den Fokus rückt, bleibt ein zentrales Problem weiterhin unbeachtet: die unzureichende Sachkostenpauschale. Sie ist das finanzielle Fundament jeder Kita – und muss dringend an die realen Kosten angepasst werden.
Warum ist die Sachkostenpauschale so entscheidend?
Gute Bildung braucht stabile und verlässliche Rahmenbedingungen, die nur mit ausreichender Finanzierung gewährleistet werden können. Doch bereits in Zeiten voller Kitas reichte die Sachkostenpauschale nicht aus: Viele Träger mussten seit Jahren eine Unterfinanzierung von bis zu 30 % ausgleichen.
„Jetzt, da die Geburtenzahlen das dritte Jahr in Folge sinken, verschärft sich die Situation weiter. Weniger Kinder in den Kitas bedeuten weniger Mittel aus der Sachkostenpauschale – während Miet- und Betriebskosten unverändert hoch bleiben.“, so Lars Békési, Geschäftsführer des VKMK.
Zwar wurde die Pauschale in der Vergangenheit regelmäßig in kleinen Schritten erhöht, doch die massiven Preissteigerungen in nahezu allen Bereichen sind darin bis heute nicht adäquat berücksichtigt. Die Folge: Auch 2025 bleibt die chronische Unterfinanzierung der Kita-Träger bestehen – mit einem Defizit von mindestens 10 bis 15 %.
Ein besonders Beispiel ist hierfür die Kita-Verpflegung: Die Elternbeteiligung für das Mittagessen beträgt seit 2013 unverändert 23 Euro monatlich, während das Land Berlin aktuell knapp 57,41 Euro pro Kind beisteuert – ein Betrag, der angesichts steigender Lebensmittel- und Personalkosten nicht mehr ausreicht. Pro Betreuungstag stehen so lediglich 3,82 Euro zur Verfügung – eine Summe, aus der nicht nur das Essen selbst, sondern auch Personal, Kücheninfrastruktur, Geschirr und Reinigung finanziert werden müssen. Zudem schreibt die Qualitätsvereinbarung für Berliner Kitas (QVTAG) die tägliche Bereitstellung von frischem Obst, Gemüse und ungesüßten Getränken vor – zusätzliche Kosten, die in der Pauschale nicht berücksichtigt sind.
„Wer regelmäßig einkauft, weiß: Für 3,82 Euro pro Tag ist ein frisches, gesundes Mittagessen nicht realisierbar. Realistisch sind eher 5 Euro“, so Békési.
Auch die Mietkosten belasten die Träger zunehmend. Allein von 2012 zu 2024 sind die Quadratmeterpreise für Gewerbemietflächen um 123% gestiegen.* Besonders problematisch: Die Sachkostenpauschale ist direkt an die Kinderzahl gekoppelt. Das bedeutet:
Sinkende Kinderzahlen oder eine Verbesserung des Personalschlüssels – eigentlich eine positive Entwicklung – führen paradoxerweise zu weniger finanziellen Mitteln für Miete und Betriebskosten, obwohl die Quadratmeterzahl der Einrichtungen gleich bleibt.
Um die Finanzierung der Kitas nachhaltig zu sichern, schlägt der VKMK eine gezieltere Anpassung der Sachkostenpauschale im Bereich der Mietkosten vor. „Wir setzen uns gegen das Gießkannenprinzip und stattdessen für ein präziseres, bedarfsgerechtes Modell ein, das ohne zusätzlichen bürokratischen Aufwand umgesetzt werden kann“, erklärt Békési. „Kitas in angemieteten Räumen sollten eine höhere Pauschale erhalten als jene in eigenen Immobilien. Ein solches Cluster-Modell könnte durch eine Vergleichsreferenz abgesichert werden, um übermäßige Mietsteigerungen durch Vermieter zu verhindern.“
Der VKMK fordert das Land Berlin auf, bei allen notwendigen Maßnahmen zur Entlastung der pädagogischen Fachkräfte die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen der Kita-Träger zu vernachlässigen. „Eine faire Sachkostenpauschale ist essenziell, um Kitas langfristig tragfähig zu halten. Nur mit einer sachgerechten Anpassung der Finanzierung können wir die Qualität und Stabilität frühkindlicher Bildung gewährleisten“, betont Békési abschließend.
*Für Büroflächen, Quelle: Statista 2025