Wir möchten an dieser Stelle zuerst den drei beteiligten Parteien zur Fertigstellung des Koalitionsvertrags mit der Überschrift “Zukunftshauptstadt Berlin – sozial - ökologisch - vielfältig - wirtschaftsstark” gratulieren. Wir wünschen allen beteiligten Abgeordneten und kommenden Senatsmitgliedern viel Erfolg in den kommenden fünf Jahren. Aufgrund der bestehenden Pandemie können wir uns in der Frühen Bildung keine hunderttägige Eingewöhnung leisten, sondern müssen umgehend zum Wohle der Jüngsten sofort die vor uns liegenden Herausforderungen angehen.
Leopoldina drängt zum Handeln
Die Ad-hoc-Stellungnahme der Leopoldina vom 27. November lässt keinen Zweifel an der Dringlichkeit, Maßnahmen zur Pandemie-Bekämpfung einzuleiten. Dabei gilt es allerdings Schließungen im Bildungsbereich nur als letztes Mittel zu wählen: „Eine Aussetzung der Präsenzpflicht und ein Wechselunterricht an Schulen sowie die Schließung von Kitas sollten möglichst vermieden werden.“ Zum einen sei es die Aufgabe der Erwachsenen, die Kinder zu schützen. Zum anderen gehören Kinder nicht zu den Infektionstreibern.
SPD behält das Bildungsressort
Wir nehmen es als ein gutes Zeichen, dass die Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Familie weiterhin von der SPD geführt wird, da wir uns von dieser Kontinuität einen reibungslosen und schnellen Übergang zwischen den Senator:innen aus der gleichen Partei erwarten.
Koalitionsvertrag zur Frühen Bildung
Dem heute veröffentlichten Koalitionsvertrag können wir erste konkrete Pläne für die Frühe Bildung in Berlin entnehmen. So begrüßen wir es, dass die Einführung der Kita-Sozialarbeit sowie eines Budgets für Einrichtungen in schwieriger Lage geprüft wird. Das Prüfen sollte allerdings zeitnah geschehen und zur Umsetzung einer flächendeckenden Kita-Sozialarbeit in allen Berliner Kindertageseinrichtungen führen. Grundsätzlich entspricht auch der Plan, die Digitalisierung weiter voranzutreiben und medienpädagogische Angebote auszubauen, unserer Forderung nach einem Digital-Pakt für die Kita. Hierzu haben wir einen umfangreichen Katalog an Maßnahmen erarbeitet und veröffentlicht. Dazu gehören u.a. eine Anschubfinanzierung zur Anschaffung der Geräte, sowie eine Personal- und Sachkostenpauschale für Fortbildung der Fachkräfte und Wartung der Geräte.
Zu kritisieren ist allerdings, dass der Koalitionsvertrag kein Wort zum Fachkräftemangel verliert. Dabei sollte bei etwa 50.000 fehlenden Fachkräften allein im Land Berlin in den nächsten Jahren dieses Thema weiterhin eine besondere Stellung im Regierungsplan einnehmen. Die Qualität in der Frühen Bildung ist eng mit dem Betreuungsschlüssel verbunden. Wenn diesem Berufszweig keine Perspektiven für eine Verbesserung der Situation geboten werden, muss mit einem weiteren Abgang gut ausgebildeter Fachkräfte gerechnet werden.
Ebenso enttäuschend sind die wenigen Aussagen zum Kita-Ausbau. Hierbei soll lediglich der Fokus auch weiterhin auf dem landeseigenen Anteil liegen, was mehr als vier Fünftel der gesamten Kitaplätze in Berlin ausschließt.
Auch zur 30-prozentigen Unterfinanzierung der kleinen Freien Träger, die in Summe 50% aller Berliner Kitaplätze stellen, lässt die neue Koalition viele Fragen ungeklärt. Vor allem die tatsächlichen Mietkosten von rund 20 Euro pro Quadratmeter, stehen in einem signifikanten Widerspruch zu den knapp 6 Euro, die in der Sachkostenpauschale gewährt werden. Hier sollte mindestens die lang angekündigte Konferenz zur Sachkostenpauschale durchgeführt werden und Lösungen finden, um die soziale Infrastruktur weiter zu verbessern.
Wir stehen bereit
Wie schon in der Vergangenheit stehen wir auch dem neuen Senat und seiner Verwaltung mit Rat und Tat zur Verfügung und bringen unsere Konzepte und Lösungsvorschläge gern ein. Dafür ist allerdings nötig, dass die Vielfalt der frühkindlichen Bildungslandschaft sich auch in der Besetzung des künftigen Landesjugendhilfeausschusses und dem Unterausschuss „Tagesbetreuung“ widerspiegelt und hierbei der VKMK als Mitglied dieser Gremien durch die künftige Senatorin ebenfalls benannt wird. Nur gemeinsam können wir die Zukunft der Bildung erfolgreich gestalten.