Vermehrt liest man Clickbait Schlagzeilen, mit reißerischen Titeln. “Tatort Kita” - “Kein Kind ist mehr sicher.” Die Misere der Kitakrise wird verzerrt und profitable, journalistisch aufgearbeitet. Die zugrundeliegenden Probleme, die seit Jahren absehbar waren, werden oft vernachlässigt, Lösungsansätze gekonnt ignoriert. Wir möchten uns heute der Gefahr von Clickbait-Journalismus zuwenden.
Die vermehrte Häufung von Schlagzeilen bezüglich der Situation in Kindertagesstätten wirft ein Licht auf die aktuelle Situation, doch bedarf es einer differenzierteren Betrachtung, um die wirklichen Probleme anzugehen. Der Verband der kleinen und mittelgroßen Kitaträger (VKMK) betont, dass diese Schlagzeilen zwar schockieren, aber oft nur die Spitze des Eisbergs darstellen.
Lars Békési, Geschäftsführer des VKMK, äußert sich zu dieser Thematik: "Die Wahrnehmung gewaltfreier Erziehung hat sich im Laufe der Zeit stark verändert, und das spiegelt sich natürlich in den heutigen Nachrichten wider. Die Sensibilität für dieses Thema ist gestiegen, was absolut begrüßenswert ist. Dennoch sollten wir nicht den Fehler machen, daraus zu schließen, dass die tatsächlichen Übergriffe in Kitas “drastisch” zugenommen haben."
Die Schlagzeilen neigen dazu, den Fokus auf das Personal und das Image des Erzieher-Berufes zu legen, während die zugrunde liegenden Probleme, die seit Jahren absehbar waren, oft vernachlässigt werden. Békési betont: "Es ist enttäuschend, dass solche Schlagzeilen anstatt der drängenden politischen Probleme und Lösungsansätze die Aufmerksamkeit erregen. Die Kita-Krise ist keine Überraschung, sondern ein Resultat von hausgemachten Schwierigkeiten."
Der VKMK repräsentiert zahlreiche Kitas, die Mitglieder des Verbandes sind und eine klare Sicht auf die Realitäten haben. "Unsere Mitglieder fühlen sich inmitten dieser Schlagzeilen oft wie im falschen Film", sagt Békési. "Die wirklichen Probleme werden kaum diskutiert, geschweige denn Lösungsansätze aufgezeigt, obwohl diese regelmäßig von den Kitaverbänden selbst publiziert werden.”
Der VKMK mitsamt seiner angeschlossenen Träger bemüht sich kontinuierlich, ihre Erfahrungen und zukunftsorientierten Lösungsansätze zu teilen. Trotz aller Anstrengungen haben diese jedoch bisher nicht das nötige Gehör gefunden, um in der praktischen Umsetzung angemessen berücksichtigt zu werden. “Es ist bedauerlich, dass die drängenden Probleme und notwendigen Veränderungen oft im Schatten solcher aufsehenerregenden Artikel bleiben. Statt oberflächlicher Sensationsberichterstattung sollten wir den Blick auf die tatsächlichen Herausforderungen richten. Es ist an der Zeit, die politischen Missstände anzugehen."
Artikel, wie der kürzlich im "die Tagespost" (“Tatort Kita”) erschienene, heben zwar die gegenwärtigen Herausforderungen hervor, mit denen Kitas konfrontiert sind, darunter Personalmangel, Qualitätsfragen und gewaltfreie Erziehung - nutzen diese Misere aber gleichsam um mit reißerischen Schlagzeilen bezüglich Kindeswohl Aufmerksamkeit zu generieren. Die Komplexität dieser Aspekte sind jedoch kaum beleuchtet, geschweige denn, dass eine umfassende Analyse stattfindet oder nachhaltige Lösungen diskutiert werden.
An dieser Stelle möchten wir nachdrücklich betonen, dass das Ansehen des Berufsbildes der "Pädagogischen Fachkraft" bereits durch spürbare Überlastung und finanzielle Unterfinanzierung in den vergangenen Jahren erheblich gelitten hat. Die aktuell aufkommenden Schlagzeilen drohen, diese bereits angespannte Situation weiter zu verschärfen. "Es ist von entscheidender Bedeutung, dass wir dringend neues, kompetentes und qualifiziertes Personal gewinnen, sowie ausbilden können.", erklärt Békési. "Unser Hauptaugenmerk sollte darauf liegen, die Arbeitsbedingungen für Erzieher*innen zu verbessern, um den Beruf wieder attraktiver zu gestalten. Durch Schlagzeilen, die sich Profit aus der Misere erhoffen, ist niemandem geholfen. Nicht den Erzieher*innen, nicht den Kindern, nicht der frühkindlichen Bildung.”
Der VKMK appelliert an die Medien und die Gesellschaft, eine tiefere Perspektive einzunehmen und die eigentlichen Ursachen der aktuellen Situation anzugehen. Statt oberflächlicher Sensationsmeldungen sind nachhaltige Lösungen gefragt, um eine qualitativ hochwertige Kindertagesbetreuung zu gewährleisten.