Der Verband der Kleinen und Mittelgroßen Kitaträger (VKMK) möchte seine zwiegespaltene Haltung bezüglich der möglichen Integration von Quereinsteiger*innen in Kitas äußern, wie kürzlich in dem Artikel "Fehlendes Personal in Kitas: Sind Quereinsteiger eine Lösung?", vom RBB, dargestellt.
Als Berufsverband unabhängiger freier Kita-Träger – einschließlich bilingualer Kindertagesstätten, bringen wir langjährige Erfahrung in der Quereinsteiger-Einstellung mit und möchten unsere Erfahrungswerte hierzu gerne miteinfließen lassen.
Lars Békési, Geschäftsführer des VKMK, betont: "Es ist unbestreitbar, dass Quereinsteiger*innen, insbesondere ausländische pädagogische Fachkräfte, eine Bereicherung für unsere Kitas vielerorts sind. Sie bringen nicht nur Fachwissen mit, sondern auch interkulturelle Vielfalt, die in Kitas eine wesentliche Stütze darstellen."
“Quereinsteiger*innen sollen nicht als Notpflaster fungieren müssen, sondern eine Chance darstellen.”
Allerdings stellt der VKMK klar, dass eine sorgfältige Ausarbeitung und Umsetzung dieses Ansatzes von größter Bedeutung ist und mahnt daher zur realistischen Betrachtung und einer realen Lösungsorientierung: "Die Umsetzung dieser multiprofessionellen Ansätze erfordert einen erheblichen Mehraufwand, darunter Aus- und Weiterbildungen sowie intensive Gespräche und Absprachen. Diese Maßnahmen sind unerlässlich, um den Bildungsauftrag erfolgreich zu realisieren. Ein einfacher Einsatz von Personal zur Entlastung wäre nicht im Sinne der Kinder und ihrer Zukunftsentwicklung. Quereinsteiger*innen sollen nicht als Notpflaster fungieren müssen, sondern eine Chance darstellen, den Bildungsauftrag noch erfolgreicher umzusetzen. Sollten künftig tatsächlich rund 20% des Personals Quereinsteiger*innen ausmachen, wie in dem Artikel erwähnt, bedarf es selbsterklärend eines klaren Fahrplans und intensiver Unterstützung", so Békési. "Die unabhängigen freien Kita-Träger unseres Verbandes haben bereits bewiesen, dass es möglich ist, Quereinsteiger*innen erfolgreich zu integrieren und berichten vielerorts von einer großen Bereicherung durch dieses Personal. Fachliches Mentoring, Schulungen und regelmäßiger Austausch sind hierbei Garanten des Erfolges."
“Wir befinden uns vor allem in westdeutschen Gemeinden in einer akuten Krise.”
Die Realitäten in vielen bundesdeutschen Kitas lassen an einer erfolgreichen Umsetzung jedoch Zweifel entstehen: "Wir befinden uns vor allem in westdeutschen Gemeinden in einer akuten Krise, die von einem erheblichen Personalmangel geprägt ist", so Békési. "Oftmals sehen sich pädagogische Fachkräfte mit der Herausforderung konfrontiert, mehr als 12 Kinder zu betreuen. In einigen Fällen ist es sogar üblich, dass eine Fachkraft alleine in der Kita agieren muss, ohne zusätzliche personelle Unterstützung. Fachliche Gespräche, Feedbackrunden und gezieltes Coaching, sind in solchen Situationen gar nicht anzudenken."
Der VKMK erkennt daher die Herausforderung darin, Quereinsteiger*innen, insbesondere solche ohne ausreichende pädagogische und rechtliche Kenntnisse (wie beispielsweise Aufsichtspflichten) sowie angemessene Vorkenntnisse in Bezug auf die jeweiligen Bildungsprogramme, angemessen zu begleiten und auszubilden. In dieser Hinsicht hat Berlin bereits durch Bundesmittel aus dem KitaQualitätsgesetz konkrete Maßnahmen ergriffen, wie die Einführung von Initiativen wie der 5-5-5 Regel. Hier zeigt sich bereits eine positive Entwicklung, und die Qualität kann weiter gesteigert werden. Dies wird durch die verstärkte Unterstützung der Fachberatung mittels Bundesmittel im Rahmen des Handlungs- und Finanzierungskonzepts ermöglicht. Eine vielversprechende Situation, die jedoch keineswegs flächendeckend in der gesamten Bundesrepublik Deutschland anzutreffen ist. Insbesondere in jenen Regionen, in denen ähnliche Maßnahmen wie in Berlin nicht umgesetzt werden, stellt die Gewährleistung der erforderlichen Betreuung und Schulung eine erhebliche Herausforderung dar.
“Sie wären zu verfrüht mit Verantwortung konfrontiert, die ihrem pädagogischen Ausbildungsgrad noch nicht entsprächen.”
"In der derzeitigen Lage ist es vielerorts schwer umsetzbar, die nötige Betreuung und Schulung zu gewährleisten", betont Békési. "Die Realität würde vermutlich darauf hinauslaufen, dass Quereinsteiger*innen nicht "nur" als Entlastung eingesetzt werden, während sie ihre pädagogische Fachausbildung abschließen dürfen, sondern gar als Not-Lösung inmitten des vielerorts anzutreffenden Personalmangels. Sie wären viel zu verfrüht mit Verantwortung konfrontiert, die ihrem pädagogischen Ausbildungsgrad noch nicht entsprächen. Dies würde natürlich nicht nur zu Lasten des auszubindenden Personals gehen, sindern schlussendlich auch zu Lasten des Kindeswohls. Selbsterklärend lehnen wir und unsere freien Kitaträger, diese Art von “Not-Lösung” entschieden ab. Sie steht in keiner Weise im Einklang mit unserem Streben nach Qualität in der Kinderbildung, der Achtung des Kinderrechts auf gute Bildung und unserer Wertschätzung für unsere Beschäftigten.
Die Vielen Mitglieder des VKMK stellen erfolgreiche Beispiele dar, wie die Umsetzung und Integration von Quereinsteiger*innen nicht nur gut, sondern auch erfolgreich und nachhaltig gestaltet werden kann.
Der VKMK betont seine Offenheit für einen konstruktiven Dialog zur Lösungsfindung. "Wir sind bereit, unsere Erkenntnisse und Erfahrungen beizutragen, um gemeinsam an praxisorientierten Lösungen zu arbeiten", erklärt Békési. "Wir sehen den Wert eines kontinuierlichen Austauschs, um die Qualität der Kitas langfristig zu verbessern und den Bildungsauftrag erfolgreich zu erfüllen."