Die modernisierte Software ISBJ-KiTa der Berliner Jugendhilfe wurde Ende Juni neu ausgerollt. Das System ist für Jugendämter und Kita-Träger in Berlin verpflichtend und bildet zentrale Prozesse ab - von der An- und Abmeldung von Kindern in Kitas über die Beantragung und Abrechnung von Kita-Gutscheinen bis hin zur monatlichen Trägerabrechnung. Aktuell zeigt sich jedoch, dass die Software erhebliche Funktionsstörungen aufweist. Besonders betroffen ist die Vergabe und Bearbeitung von Kita-Gutscheinen: Berlinweit kommt es zu gravierenden Problemen und Verzögerungen, die Eltern, Kinder, Jugendämter und Kita-Träger vor erhebliche Herausforderungen stellen.
Die massiven Probleme mit der ISBJ-Software sind nicht neu: Bereits seit März 2023 dokumentieren die Mitglieder des VKMK - Der Kitaverband regelmäßig Störungen und Unstimmigkeiten im System, wie etwa fehlerhafte Abrechnungen, und melden diese an die Senatsverwaltung. Doch bislang trafen die Auswirkungen primär die Kita-Träger. Mit dem jüngsten Update weiten sich die Probleme jedoch nun auch auf Eltern, Kinder und Jugendämter aus - eine Entwicklung, die aus Sicht des Verbandes besonders alarmierend ist. “Dass sich die Fehler trotz aufwändiger Modernisierung weiter verschärfen, ist ein fatales Signal.” macht Lars Békési, Geschäftsführer des VKMK, deutlich.
Schon seit Langem kämpfen die Jugendämter in mehreren Berliner Bezirken mit Personalmangel - bei gleichzeitig hoher Arbeitsbelastung. Die aktuellen Einschränkungen im ISBJ-System treffen sie daher besonders hart. Gleichzeitig stehen viele Eltern nun vor der Frage, ob und wie sie ihre Kinder ohne Gutschein überhaupt in einer Kita anmelden können. “Jetzt trifft das Problem, welches unsere Träger schon seit Jahren erleiden und ertragen dürfen, auch Jugendämter und Eltern. Es entstehen unnötige Mehrbelastungen an allen Stellen, die vermeidbar wären, wenn das ISBJ technisch zuverlässig funktionieren würde.” so Lars Békési. Zur Einordnung der Ursachen ergänzt Békési: “Man muss sich das ISBJ vorstellen wie ein Einfamilienhaus, das vor über 20 Jahren gebaut wurde. Im Laufe der Zeit wurde immer wieder etwas Neues angebaut - um es zu verbessern, aber oft ohne Plan und manchmal mit wechselnden Verantwortlichen. Heute ist das Haus so verwinkelt und unübersichtlich, dass kaum noch jemand weiß, wo man eingreifen kann, ohne dabei an anderer Stelle Schaden anzurichten. ”
Auch Kita-Träger sind weiterhin und zunehmend massiv von den Störungen betroffen. Die Mitglieder des VKMK berichten von fehlerhaften Abrechnungen, verursacht durch falsche oder unvollständige Daten im System. Zusätzlich geraten viele Träger unter finanziellen Druck: Ohne ausgestellte Gutscheine erhalten sie keine Zahlungen vom Land Berlin und müssen in Vorleistung gehen - ohne Klarheit, wann eine Refinanzierung erfolgt. “Trotz dieser Herausforderungen ist es wichtig, dass Eltern wissen: Unsere Kita-Träger stehen weiterhin zuverlässig an der Seite der Familien. Auch ohne aktuell gültigen Kita-Gutschein werden Kinder aufgenommen - denn das Wohl der Kinder steht für uns an erster Stelle und sie können am wenigsten für eine nicht funktionierende Software.” unterstreicht Lars Békési.