Das 2019 vom rot-rot-grünen Senat eingeführte kostenlose Schulmittagessen, einst als soziale Innovation gefeiert, hat sich in den letzten fünf Jahren zu einer ineffizienten „Essen-Planwirtschaft“ entwickelt. Doch diese Situation könnte sich bald ändern: Der Regierende Bürgermeister von Berlin, Kai Wegner (CDU), hat angekündigt, das kostenfreie Schulessen auf den Prüfstand zu stellen.
In einem offenen Brief fordern der Ernährungsrat Berlin, der Landesschülerausschuss, der Kinderschutzbund Berlin und die Verbraucherzentrale Berlin nun die Beibehaltung des kostenlosen Schulmittagessens. Sie argumentieren, dass eine ausgewogene Ernährung entscheidend für die gesunde Entwicklung von Kindern und die Chancengleichheit in Bildung und Teilhabe sei. Auch der Kitaverband VKMK unterstützt die Bedeutung einer gesunden Ernährung für Kinder und Jugendliche. Allerdings weist der VKMK auf eine wesentliche Ungleichheit hin: Die Initiative fokussiert sich ausschließlich auf das Schulessen und ignoriert die Situation in den Kitas vollständig. Dabei ist gerade das Kita-Mittagessen ein zentraler Bestandteil der frühkindlichen Bildungs- und Sozialpolitik. In Kitas dient das Mittagessen nicht nur der körperlichen Ernährung, sondern fördert auch die geistige, soziale, motorische und kognitive Entwicklung der Kinder. Es vermittelt elementare Fähigkeiten, die den späteren Schulerfolg maßgeblich beeinflussen.
Der VKMK kritisiert zudem das bestehende System des kostenlosen Schulmittagessens als Beispiel einer ineffizienten „Gießkannen-Politik“, bei der Maßnahmen ohne gezielte Anpassung und Überprüfung der Effektivität umgesetzt werden. Das Programm habe sich zu einem „planwirtschaftlichen Monster“ entwickelt, das täglich tonnenweise unberührte Lebensmittel in den Müllcontainern der Schulen enden lässt. Lars Békési, Geschäftsführer des VKMK, betont: „Das kostenlose Schulmittagessen hat bisher wenig zur nachhaltigen Armutsbekämpfung beigetragen. Das Bildungs- und Teilhabepaket sichert sozioökonomisch schwachen Familien bereits den Anspruch auf kostenfreie Schulmahlzeiten. Ironischerweise profitieren jetzt vor allem Familien von der Kostenfreiheit, die sich das Schulessen auch selbst leisten könnten.“ Angesichts der jährlichen Kosten von 180 Millionen Euro stellt sich die Frage nach der Sinnhaftigkeit und Effizienz dieser Mittelverwendung.
Békési fordert eine Neuausrichtung der Debatte: „Die Diskussion um das kostenlose Schulmittagessen muss beendet werden – zumindest in der aktuellen Finanzierungsform. Die Forderungen der Initiative schließen Kita-Kinder aus und sind daher diskriminierend. Diese ‚Umsonst-Gießkannen-Politik‘ untergräbt zudem den gesellschaftlichen Grundsatz, dass ‚breite Schultern mehr tragen können als schmale‘. Der Ansatz des Regierenden Bürgermeisters, die Kostenfreiheit auf BerlinPass-Familien zu beschränken, ist daher begrüßenswert.“ Der VKMK plädiert dafür, kostenfreies Mittagessen für alle BuT-berechtigten Familien – von der frühkindlichen Bildung bis zur Schule – zu sichern. Für alle anderen Familien sollte eine angemessene Kostenbeteiligung eingeführt werden.