Die neue OECD-Studie „Bildung auf einen Blick 2020“ findet lobende Worte für den Kita-Ausbau in Deutschland. Wir möchten im folgenden diese Fortschritte genauer betrachten und unsere Vorschläge zur Verbesserung darlegen.
Aussagen der OECD-Studie
Allgemein beziehen sich die beschriebenen Erfolge laut OECD-Studie auf den Betreuungsschlüssel und den hohen Anteil betreuter Kinder in der Bevölkerung. So gehen zum Beispiel 41% der Einjährigen in eine Krippe, während der OECD-Durchschnitt bei 34% liegt. Allerdings reichen diese Statistiken nicht dazu aus, sich auf den Erfolgen auszuruhen. Zum Einen genügt schon ein Blick auf die außerhalb Europas liegenden Mitgliedstaaten der OECD, um zu erkennen, wie die geringen Durchschnittswerte zustande kommen. Außerdem liegt die Bundesrepublik nicht in allen Bereichen über dem Durchschnitt - so beispielsweise bei den Bildungsausgaben (9,1% des Gesamthaushalts, OECD-Durchschnitt bei 10,8%).
Zum anderen ist das Thema Kita-Ausbau laut Studie der Bertelsmann-Stiftung keine Erfolgsgeschichte. So kommen auf einen Erzieher im bundesdeutschen Schnitt 4,2 Kinder in der Krippe und 8,8 im Kindergarten. Für eine erfolgreiche frühkindliche Bildung empfiehlt die Stiftung allerdings einen Schlüssel von 3 Kindern in der Krippe und 7,5 im Kindergarten - somit haben in Berlin derzeit nur 16% der Einrichtungen einen kindgerechten Personalschlüssel.
Fehlende Fachkräfte arbeiten bereits in der Kita
Wir schließen uns diesen Forderungen nicht nur voll und ganz an, sondern haben auch konkrete Vorschläge zur Verbesserung. Eine Anhebung des Betreuungsschlüssels steht derzeit vor zwei Problemen. Erstens werden Gelder benötigt, um die fehlenden Fachkräfte zu finanzieren. Es muss also ein politischer Wille entstehen, Finanzmittel zur Verfügung zu stellen. Und zweitens gibt es einen Fachkräfte-Mangel im Bildungsbereich. Laut Berechnung des Wirtschaftsforschungsinstituts Prognos fehlen bis 2030 etwa 199.000 Erzieher im bundesdeutschen Bildungssektor - das Forschungsinstitut für Bildungs- und Sozialökonomie geht circa 6500 fehlenden Fachkräften allein im Land Berlin aus. Während das erste Problem politisch zu lösen ist, stellt der Fachkräfte-Mangel schon eine größere Herausforderung dar.
Deshalb schlagen wir vor, die vorhandenen pädagogischen Fachkräfte zu entlasten und damit den Betreuungsschlüssel zu erhöhen. Derzeit muss vor allem in kleinen und mittleren Einrichtungen das pädagogische Personal einen großen Anteil der Arbeitszeit für Verwaltungsaufgaben bereitstellen.
Wir fordern, diese Mitarbeiter zu entlasten, indem eine volle Verwaltungsstelle ab 45 Kindern finanziert wird. So könnten allein in Berlin auf einen Schlag circa 750 Vollzeitkräfte für die Betreuung frei werden, die bereits voll ausgebildet in den Kitas vor Ort arbeiten. Im Gegensatz zu den bisherigen Bemühungen, den Betreuungsschlüssel zu verbessern, wäre diese Entlastung einen nachhaltige Investition in die Zukunft.