Der am 17. August beschlossene Kita-Entwicklungsplan wirft aus Sicht unseres Verbandes einige Fragen auf. Es entsteht der Eindruck, die scheidende Jugendsenatorin male sich die Kita-Welt, wie es ihr gefällt.
Kita-Ausbau deckt nicht den Bedarf
Laut Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Familie (SenBJF) wurden im vergangenen Jahr 176.000 Kitaplätze angeboten. Gleichzeitig lebten 263.929 Kinder mit einem Alter unter sieben Jahren in Berlin. Somit stehen hinter der in den Berichten genannten Betreuungsquote von 69% bei den ein- bis dreijährigen Kindern viele Eltern, die noch keinen Betreuungsplatz gefunden haben.
Die Aussage der Jugendsenatorin „Der Platzausbau ist auch für die Zukunft gesichert“ entspricht nicht den Fakten. Bei einem prognostizierten Bedarf von min. weiteren 26.000 Kita-Plätzen in den nächsten Jahren ergeben sich mindestens 780 Mio. Euro Finanzierungskosten. Rechnen wir entsprechende Mittel zusammen, werden für die Jahre 2021/22 lediglich 96,2 Mio. Euro für den Ausbau und Erhalt von Kitaplätzen bereitgestellt sowie für 2022/23 weitere rund 50 Mio. Euro eingeplant. Diese Finanzierungslücke zeigt alles andere als eine gesicherte Zukunft!
Dabei ist der Kita-Ausbau bereits ins Stocken geraten. Allein die zeitaufwendigen Genehmigungsverfahren bringen Kita-Träger in Not, da die Baukosten stark gestiegen sind, während die Träger auf ihre Genehmigung warten. Unser Verband drängt deshalb schon seit Jahren auf einen Bürokratie-Abbau im Genehmigungsverfahren.
Fachkräftemangel ist nicht behoben
Die Jugendsenatorin beschönigt auch den weiterhin bestehenden Fachkräftemangel. Selbst bei einer tariforientierten Bezahlung sind die Kita-Träger weiterhin auf der Suche nach dringend benötigten und vor allem qualifizierten Fachkräften. Häufig bleibt Ihnen nur die Möglichkeit, über Personaldienstleister Fachkräfte zu rekrutieren und dafür bis zu 200% eines handelsüblichen Lohnes zu zahlen.
Die von der Senatsverwaltung genannten Zahlen reichen nicht aus, um den Bedarf in der Berliner Bildungslandschaft zu decken. Ebenso handelt es sich bei Quereinsteigern und Auszubildenden nicht um qualitativ gleichwertige Fachkräfte, auch wenn sie ab dem ersten Tag ihrer Tätigkeit in den Personalschlüssel eingerechnet werden.
Die Prognose der Senatorin, die Personalknappheit sei in den nächsten zwei Jahren überwunden, ist auch deshalb eine Mähr, da hier zum Beispiel die erst noch zu schaffenden Kita-Plätze nicht berücksichtigt werden.
Mehr Qualität bedeutet auch mehr Fachkräfte
Die Jugendsenatorin äußerte trotz der oben genannten Probleme im Personalschlüssel auf der entsprechenden Pressekonferenz, jetzt seien weitere Qualitätsschritte möglich. Hier schlagen wir eine Steigerung der Qualität durch eine Entlastung der Fachkräfte vor.
Deshalb fordern wir seit Langem, die „mittelbare Arbeit“ der PädagogenInnen komplett anzurechnen. Die Qualität sowie die Bildungschancen in der Frühen Bildung stehen und fallen mit dem Personalschlüssel.
Es wird Aufgabe der neuen Regierung sein, hierbei mit Transparenz und Ehrlichkeit an der Verbesserung der Rahmenbedingungen in der Frühen Bildung zu arbeiten.
Es ist Zeit, gemeinsam zu handeln
Zusammenfassend bleiben demnach die Herausforderungen in den Berliner Kindertages-einrichtungen zahlreich und komplex.
Deshalb ist es dringend notwendig, dass alle Beteiligten Lösungen finden und diese gemeinsam umsetzen. Dabei muss die Praxis des Rot-Rot-Grünen Berliner Senats, nur mit einigen Ausgewählten zu verhandeln, beendet werden und stattdessen ein Dialog, der alle Akteure einbezieht, eröffnet werden. Nur gemeinsam kann es uns gelingen, die Herausforderungen in der Berliner Bildung zu meistern.