Wir müssen uns mit einer Impfpflicht befassen, bevor sie uns überrascht

Die Diskussion um eine mögliche Impfpflicht für pädagogisches Personal kommt nun auch in Deutschland an. Wie der Spiegel bereits gestern berichtete, fordert ein Mitglied des Ethikrates eine Impfpflicht für Lehrkräfte und Kitapersonal. 

 Deshalb fordern wir eine offene Diskussion, die alle Beteiligten einbezieht und die Vor- und Nachteile einer solchen Impfkampagne klar kommuniziert.

Die Forderung im Detail

Humangenetiker Wolfram Henn ist Mitglied des Deutschen Ethikrates und wird wie folgt zitiert: „Wer sich aus freier Berufswahl in eine Gruppe vulnerabler Personen hineinbegibt, trägt eben besondere berufsbezogene Verantwortung. (…) Wir brauchen eine Impfpflicht für das Personal in Kitas und Schulen.“

Alena Buyx, Vorsitzende des Ethikrates, äußerte sich allerdings auf ähnliche Erwägungen in anderen Ländern zurückhaltend: „Wir haben viel bessere Impfraten bei den unterschiedlichen Berufsgruppen als beispielsweise in Frankreich. (…) Deswegen, glaube ich, brauchen wir das gar nicht.“

In der Tat hat eine Umfrage unter den VKMK-Mitgliedern ergeben, dass bereits 70% das Impfangebot (2-Fach-geimpft) in Anspruch genommen haben. Im Vergleich dazu beträgt diese Impf-Quote in Berlin allgemein 42,3%.

Vergleich: Masern-Impfpflicht

Vor allem hat die Einführung der Masern-Impfpflicht für Kita-Fachkräfte gezeigt, dass die gesetzlichen Möglichkeiten durchaus bestehen. Auch dort wurde eine gesamtgesellschaftliche Betrachtung in Abwägung mit den Rechten der Einzelnen vorgenommen und im Ergebnis eine Impfpflicht veranlasst. Die damalige Argumentation ließe sich durchaus auf die derzeitige Situation anwenden.

Offene und transparente Diskussion

Wir sollten aus den Erfahrungen der Masern-Diskussion lernen und frühzeitig ein offenes Gespräch führen, an dem auch alle Betroffenen – also die Kita-Fachkräfte – einbezogen werden. Nur so kann das jeweilige Ergebnis von allen getragen und umgesetzt werden. Dafür müssen auch alle wahltaktischen Überlegungen auf Seiten der Verwaltung und Politik in diesem Jahr vernachlässigt werden.