Mit der Globalisierung und der zunehmenden Mobilität von Menschen aus unterschiedlichen Ländern und Kulturen wird es immer häufiger, dass Kinder in multilingualen Haushalten aufwachsen. Doch wie wirkt sich dies auf die kindliche Entwicklung aus? Und wie können Eltern und Erziehungseinrichtungen die Sprachentwicklung von Kindern in einem solchen Umfeld gezielt unterstützen?
Um diese Fragen zu beantworten, haben wir mit Farshad Danicek gesprochen, einem der Mitgründer des House of Knowledge (HOK) in Beijing. HOK ist eine Einrichtung, die sich seit über 16 Jahren erfolgreich der Förderung und Betreuung von Kinder aus multilingualen Haushalten widmet.
Danicek erzählt von seinen eigenen Erfahrungen als Vater eines mehrsprachigen Sohnes und, wie er beobachten konnte, wie sein Kind in der Lage war, zwischen verschiedenen Sprachen und damit verbunden auch Kulturen zu wechseln und diese gekonnt zu kombinieren. Er betont, dass Kinder in multilingualen Haushalten ein enormes Potenzial haben, nicht nur mehrere Sprachen fließend zu beherrschen, sondern sich auch neuen kulturellen Kontexten anzupassen, was in der heutigen Zeit wohl wichtiger ist, denn je zuvor.
Doch wie können Eltern und Erziehungseinrichtungen die Sprachentwicklung von Kindern gezielt fördern? Danicek betont die Bedeutung von früher, gezielter Förderung und einem Umfeld, das die Sprachentwicklung nicht nur unterstützt, sondern auch deutlich eine große Wertschätzung den unterschiedlichen Sprachen gegenüber widerspiegelt.
Kinder aus multilingualen Haushalten haben oft das Potenzial, mehrere Sprachen auf sehr hohem Niveau zu erlernen und zu beherrschen. Dies kann für ihre persönliche Entwicklung und Karrieremöglichkeiten von unschätzbarem Wert sein. Eine wichtige Voraussetzung für den Erfolg in dieser Hinsicht ist jedoch, dass Kinder in der Lage sind, alle Sprachen in ihrem Umfeld aktiv zu nutzen und nicht nur auf eine Landessprache in der Förderung beschränkt werden, wie es leider vielerorts (immer noch) der Fall ist.
Vielmehr gehe es auch um die Förderung des Selbstbewusstseins, diese Sprache zu nutzen und sich darin wohl zu fühlen.
Danicek ist überzeugt, dass nur eine gezielte Förderung bezüglich der Sprachentwicklung nicht ausreichend ist. Vielmehr gehe es auch um die Förderung des Selbstbewusstseins, diese Sprache zu nutzen und sich darin wohl zu fühlen. Dies ist natürlich eklatant abhängig von der Wertschätzung, die ebenso das Umfeld dieser Sprache widerspiegelt.
Viele Kinder in Deutschland wachsen mehrsprachig auf, sei es durch ihre Familie oder ihre Umgebung. Aber erleben bezüglich dieser Sprachkenntnisse oft nicht die richtige Anerkennung und Förderung. Stattdessen werden die Kinder in den Bildungsinstitutionen oft rein auf die Landessprache beschränkt und ihre anderen Sprachkenntnisse werden oft nicht ausreichend genutzt, weiter ausgebaut und teilweise ganz im Keim erstickt. Je nach subjektiv gelebter/widergespiegelter Wertschätzung dieser anderen Sprache gegenüber, erleben Kinder teilweise sogar Gefühle von Scham und daraus resultierend starke Hemmungen sich in eben dieser “nicht erwünschten” Sprache auszudrücken. Die Folgen lassen sich oftmals nicht nur in der immer weiter verkümmernden Sprache and und für sich wiederfinden, sondern teils auch in anderen Entwicklungsbereichen des Kindes.
Eine zunehmende Beeinträchtigung der Beherrschung aller Sprachen in dem Umfeld des Kindes können entstehen, ebenso wie eine Abkopplung der Zugehörigkeit ihrer Identität, die mit einer Sprache eng verwoben ist und das Kind nachhaltig in der persönlichen Entfaltung beeinträchtigen.
Sprachkenntnisse werden oft nicht ausreichend genutzt, weiter ausgebaut und teilweise ganz im Keim erstickt.
Dies ist nicht nur ein großes Problem, sondern auch eine verpasste Chance für das Kind selbst und letztendlich auch die Gesellschaft. Mehrsprachigkeit birgt enorme Vorteile. Nicht nur auf dem Wettbewerbsmarkt, sondern auch in den Bereichen kognitive Entwicklung und Empathie sind starke positive Veränderungen festzustellen, in der Förderung von Multilingualität. Die Kinder bzw. heranwachsenden Erwachsenen sind in der Lage, mehrere Perspektiven und kulturelle Unterschiede zu verstehen, was zu einem besseren Verständnis und ebenso erhöhter Toleranz führt. Das House of Knowledge in Beijing ist ein Beispiel dafür, wie multilinguale Förderung erfolgreich umgesetzt werden kann.
Zu ihren Methoden, Ansätzen und ihren Rückschlüssen aus 16 Jahren Erfahrung in der Förderung von Multilingualität in Kindern, haben wir in unserem Interview gesprochen. Zu finden, auf sämtlichen Podcast-Plattformen. Und natürlich hier.
Alle, die neugierig geworden sind oder mit Farshad Danicek selbst in Kontakt treten möchten, finden alle notwendigen Informationen auf: www.hokschools.com