Wie die Freien Kita-Träger erneut aus der Presse erfahren mussten, wird ab dem kommenden Donnerstag der Notbetrieb wieder eingeführt. Es bleibt zu hoffen, dass dringende Fragen diesbezüglich in dem noch nicht versendeten 37. Trägerschreiben geklärt werden. Das Handeln des Berliner Senats ist hinsichtlich der frühkindlichen Bildung unverantwortlich.
Alles wieder auf Anfang
Wie den Printmedien und aus der Pressekonferenz des Regierenden Bürgermeister bisher zu entnehmen war, werden die Maßnahmen, welche vor dem 8. März gegolten haben, wieder zur Geltung kommen. Damit werden die Bemühungen, ein pädagogisch notwendiges Bildungsangebot für alle Kinder auch in der Pandemie zu gewährleisten, entwertet. Nach nunmehr einem Jahr gelingt es dem Senat immer noch nicht, ein Konzept zu realisieren, das über das ständige Öffnen und Schließen der Kitas hinausgeht.
Die Geduld der Kita-Träger ist am Ende
Gleich mehrere Punkte an den geplanten Beschlüssen sind aus Sicht der Kita-Träger vollkommen inakzeptabel. Zum einem werden die Betroffenen erneut nur indirekt, d.h. durch die Presse, über Maßnahmen informiert, die sie zeitnah umzusetzen haben. Auf dieser kommunikativen Grundlage ist keine erfolgreiche Zusammenarbeit zwischen Verwaltung und Trägern möglich – doch genau das wäre in der derzeitigen Situation wichtig.
Zum anderen scheint das Kindeswohl bei diesen Beschlüssen nicht ansatzweise einbezogen worden zu sein. Hierzu meint Lars Békési, Geschäftsführer des VKMK: “Ein ständiges Wegsperren der Kinder scheint erschreckenderweise die einzige Idee des Senates zu sein. Nach den Erfahrungen der vergangenen 12 Monate sprechen deshalb unsere Mitglieder dem Berliner Senat jegliche Kompetenz ab, im Sinne des Kindeswohls vernünftige Entscheidungen treffen zu können. Dieses Vorgehen ist nicht mehr durch die Empfehlungen der Wissenschaft gedeckt und offenbart ein erschreckendes Krisenmanagement.”
Diese Kritik hätte die Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Familie vermeiden können, wenn sie den Austausch mit denen, die Woche für Woche die Bildungsangebote in den Kindertageseinrichtungen gewährleisten, suchen würde. Doch leider werden die Expertisen der Träger und ihrer Verbände bei der Umsetzung einer erfolgreichen Pandemie-Bekämpfung nicht angemessen zu Rate gezogen.
Es fehlt dem Senat ein konkreter Plan zur Öffnung
Ebenso unverständlich ist es, dass kein konkreter Plan, wie und wann der Notbetrieb wieder beendet werden soll, entwickelt wurde. Somit haben Träger, Fachkräfte und Eltern wieder einmal keine sichere Planungsgrundlage für die nahe Zukunft. Dabei vermeidet es der Senat beharrlich, aus der Vergangenheit zu lernen. Viele Träger werden mittlerweile nur noch durch ihre soziale Verantwortung von einem Streik abgehalten.
Lars Békési: “Unser Vorschlag ist bekannt, wir wollen den Bildungsanspruch der Jüngsten solange wie möglich in einem verantwortbaren Rahmen aufrechterhalten. Deshalb haben wir unser Modell aus dem Herbst letzten Jahres auch weiterentwickelt und haben uns entschieden, nicht nur Inzidenz, sondern vielmehr auch die Positivitätsraten zu beachten. Diese muss im Verhältnis zu den Testzahlen als ein Kriterium für den Umfang der Bildungsangebote gelten.“
Ein überproportionaler Beitrag der Altersgruppe der Kitakinder zur Pandemieausbreitung wäre dann für alle BerlinerInnen ein nachvollziehbares Argument für Kitaschließungen. Nur liegt eben bisher keine Überproportionalität der Jüngsten vor.
Vielmehr gibt es ein umfangreiches und erprobtes Schutzkonzept, welches bis zum Nachweis einer Überproportionalität ein verantwortbares Bildungsangebot für alle Kinder sicherstellt.
Zu diesem Schutzkonzept gehören umfangreiche Hygienemaßnahmen, ein vorgezogenes Impfangebot für ErzieherInnen sowie die Beschaffung von FFP2-Masken und Schnelltests - zusätzlich zu den staatlichen Kontingenten - durch die Träger für Fachkräfte und Kita-Kinder.
Wir fordern den Berliner Senat deshalb dringend dazu auf, seinen „Schlingerkurs“ zu beenden und Pläne zu erarbeiten, die ein Bildungsangebot für alle Kinder auch in Zeiten der Pandemie sichern!