Bei aller Kritik und den zahlreichen widersprüchlichen Handlungen der Jugendverwaltung, bestand letztlich doch die Einigkeit, alle Kinder bestmöglich zu fördern. Allerdings war die scheidende Jugendsenatorin Frau Scheeres auch während ihrer zweiten Amtszeit mit großen Herausforderungen konfrontiert. Wir wünschen Ihr für die Zukunft alles Gute.
Der Wahlsiegerin und designierten Regierenden Bürgermeisterin Franziska Giffey muss es gelingen, gerade als Kennerin der Materie, der Bildung im kommenden Koalitionsvertrag eine herausragende Stellung mit konkreten Schritten und Maßnahmen zu geben.
Wie ein kurzer Rückblick zeigt, sind nur einige Punkte des letzten Koalitionsvertrages umgesetzt worden. Zwar wurden Anleitungsstunden für Auszubildende eingeführt und es wurde versucht, den Mangel an Kitaplätzen mit dem Landesprojekt “MoKiBs” zu beseitigen, sowie eine Entlastung der Fachkräfte von der ausufernden Bürokratie zu schaffen. Ebenso wurde die Beitragsfreiheit eingeführt und eine Begrenzung der Zuzahlungen für pädagogische Zusatzleitungen bestimmt.
Letztlich konnten aber all diese Teilschritte nicht die Erwartungen an eine deutliche Verbesserung in der pädagogischen Arbeit, an die Beseitigung des Fachkräfte- und Kitaplatzmangels sowie an die Schaffung von optimalen Rahmenbedingungen für Kitaträger erfüllen. Vielmehr finden wir Kitateams und Kitaträger vor, die von der mangelnden Wertschätzung seitens des letzten Senates gezeichnet sind.
Mehr Qualität in der Frühen Bildung
Für uns steht in der kommenden Legislaturperiode die Verbesserung der Qualität in der frühkindlichen Bildung an erster Stelle. Wir erwarten ein klares Bekenntnis im Koalitionsvertrag zu besseren Rahmenbedingungen und dem weiteren Ausbau der pädagogischen Kompetenzen aller Beschäftigten in den Bildungs- und Jugendhilfeeinrichtungen.
Ebenso fordern wir, die pädagogischen Fachkräfte spürbar zu entlasten. Dazu muss die „mittelbare pädagogische Arbeit“ komplett angerechnet und die Kindertageseinrichtungen mit kaufmännischen Fachpersonal bei der stetig wachsenden nicht pädagogischen Verwaltungsarbeit nachhaltig entlastet werden.
Die Sprachförderung für jedes Kind muss in den kommenden fünf Jahren umgesetzt werden, um kostspielige Folgeschäden auf dem weiteren Bildungsweg zu vermeiden. Dazu gehört auch die Kita-Sozialarbeit in jeder Einrichtung zu etablieren, anstatt mittels einer begrenzenden Brennpunktzulage die vielschichtigen Herausforderungen in den Kiezen beseitigen zu wollen.
Der Betreuungsschlüssel muss in zwei weiteren Schritten gesenkt werden, um die wissenschaftlich empfohlenen Vorgaben zu erfüllen. Das wird allerdings eine weitere Verschärfung des Fachkräftemangels in den nächsten Jahren mit sich bringen. Deshalb müssen auch bei Ausbildung und Studium mehr Anreize gesetzt werden, um die frühkindliche Bildung attraktiver zu gestalten. Darüber hinaus sollte eine verstärkte Praxisnähe in der Ausbildung für eine bessere Qualität des pädagogischen Personals sorgen – vor allem im Bereich Inklusion. Denkbar wäre die Zusatzqualifikation “Integrationserzieher:in” in die Ausbildung einzubeziehen oder als anschließende Weiterbildung möglichst kostenfrei zu verbinden. Aufgrund der aktuellen Lage benötigen wir zudem eine zusätzliche spezielle Aus- und Weiterbildung für Kitateams, um auch die sozial-emotionalen Pandemieschäden bei den Kindern mildern zu können.
Digitaler Aufbruch
Digitale Medien sind längst ein selbstverständlicher Bestandteil aller Lebenswelten. Für Kindertageseinrichtungen ist jetzt der Zeitpunkt gekommen, um Kinder bei einem kreativen und kritischen Umgang mit digitalen Medien zu begleiten. Darüber hinaus muss ein Digital-Pakt Kita verbindlich festgeschrieben werden, der eine Entlastung von Kita-Leitung und Sachbearbeitung durch eine effizientere, zeitgemäße Verwaltung ermöglicht. Viele Berliner Kitas und Träger haben sich bereits mit eigenen Mitteln und Ressourcen auf den Weg gemacht. Es wird Zeit, sie jetzt umfassend dabei zu unterstützen.
Deshalb wünschen wir uns, dass das umfangreiche Themenfeld der Bildung und insbesondere die Frühe Bildung als Fundament zur Entwicklung der erforderlichen Kernkompetenzen in den kommenden Sondierungsgesprächen zwischen SPD und deren möglichen Koalitionspartnern Grüne, Linke, CDU und FDP ein wichtiger Verhandlungspunkt ist.