Nur CO2-Messgeräte für Kitas - reiner Aktionismus
Die Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Familie (SenBJF) hat beschlossen, CO2-Messgeräte für Kitas zu finanzieren. Wir werden im Folgenden aufzeigen, warum diese Anschaffung keinen Nutzen bei der Pandemie-Eindämmung bringt und daher eine bloße Inszenierung von Handlungsfähigkeit ist.
Nutzloses Wissen: Der Kohlendioxid-Gehalt
Die zweifelhafte Argumentation der SenBJF für die Anschaffung der Messgeräte ist folgende: Ein hoher Kohlendioxid-Gehalt in der Luft bedeutet, dass sich viele Lebewesen lange Zeit in einem abgeschlossenen Raum aufgehalten haben. Ist dies der Fall so sind auch viele Aerosole in der Luft verteilt, was das Infektionsrisiko deutlich erhöht. Somit könnte ein Grenzwert ermittelt werden, ab dem ein Raum gelüftet werden muss.
Diese Messwerte sind allerdings gleich aus zwei Gründen nutzlos. Zum Einen sind die derzeitigen Richtwerte völlig ausreichend. Das heißt, ein Gruppenraum (20-30 Kinder) sollte beispielsweise alle 45 Minuten für 15 Minuten gelüftet werden. Wie sehr hilft es der Pandemie-Bekämpfung, wenn der Erzieher oder die Erzieherin weiß, dass man drei Minuten zu früh gelüftet hat? Das eigentliche Problem wird hierbei komplett übersehen.
Denn der zweite Grund für die Nutzlosigkeit der CO2-Messgeräte liegt in der Umsetzung. In vielen Einrichtungen ist das empfohlene Stoßlüften nicht möglich, da zum Beispiel die Fenster nur einen Spalt breit geöffnet werden können. Was bringt es, den exakten Zeitpunkt zu ermitteln, wenn Lüften nicht möglich ist? In der Twitter-Meldung der SenBJF wird darüber hinaus der Eindruck vermittelt, dass die Ausbreitung des Corona-Virus ihren Grund in der Unwissenheit des Kita-Personals hat. Als wäre das Problem gelöst, wenn nur alle den „optimalen Lüftungsrhythmus trainier(en)“ würden!
Funktionierende Lösungen werden übersehen
Dabei liegt das Gute so nah! Luftfilteranlagen mit HEPA 14 Filtern können einen Raum sechsmal pro Stunde komplett reinigen. Laut einem „Monitor“-Bericht[1] würde die Anschaffung für Schulen bundesweit lediglich eine Milliarde Euro kosten. Die Kosten für Kindergärten dürften sich in der gleichen Höhe bewegen. Verglichen mit den dreistelligen Milliardenbeträgen, die derzeit für die Pandemie-Bekämpfung in anderen Bereichen ausgegeben werden, wäre die flächendeckende Anschaffung von Luftfilteranlagen für Kindergärten eine effiziente und preiswerte Lösung! Sollte die SenBJF die Anschaffungskosten scheuen, sodann gibt es auch sinnvolle Leasingangebote am Markt.
Aus unserer Sicht wird hier ein gefährlicher und kostenintensiver Aktionismus zur Schau gestellt, der weder das Problem zu lösen vermag, noch eine angemessene Wertschätzung der Pädagogen und Pädagoginnen vermittelt, die bei ihrer täglichen Arbeit ihre Gesundheit für das Wohl der Gesellschaft riskieren. „Die Anschaffung reiner CO2-Messgeräte ist das metaphorische „Aus-dem-Fenster-applaudieren“ der Senatsverwaltung: Es klingt gut, doch löst keine Probleme!“, so unser Geschäftsfüher Lars Békési.
[1] https://www1.wdr.de/daserste/monitor/videos/video-corona-politik-an-schulen-lueften-bis-der-arzt-kommt-100.html