In einer zunehmend digitalisierten Welt gewinnt der Schutz sensibler Daten in Kindertagesstätten immer mehr an Bedeutung. Die Verwendung von Künstlicher Intelligenz (KI) und die Verbreitung globaler Anwendungen birgt viele Vorteile für die Arbeit in den Kitas, doch gleichzeitig stellt es die Mitarbeiter:innen auch vor neue Risiken und Herausforderungen im Hinblick auf die Datensicherheit.
Wir vom Verband der kleinen und Mittelgroßen Kitaträger hatten die Gelegenheit, mit Nele Trenner, Rechtsanwältin und Expertin für Datenschutz in Kindertagesstätten, sowie Partnerin der Kitarechtler, über dieses wichtige Thema zu sprechen. Im Rahmen unseres Interviews beleuchtete Frau Trenner die aktuellen Gefahren und Möglichkeiten im Umgang mit sensiblen Daten in Kitas, insbesondere vor dem Hintergrund der Nutzung von KI und internationalen Plattformen.
Die Digitalisierung bietet gerade in Zeiten des Personalmangels eine Chance für Kitas, die Herausforderungen des Alltages - insbesondere in den bürokratischen Bereichen - zu bewältigen. Durch den Einsatz moderner Technologien und digitaler Lösungen können Kitas ihre Effizienz steigern und Abläufe optimieren. Einige der großen Chancen hier, sind:
Automatisierung von Verwaltungsaufgaben: Digitale Tools können dabei helfen, administrative Aufgaben zu automatisieren, wie beispielsweise die Dokumentation von Anwesenheit, Betreuungszeiten oder die Verwaltung von Personal- und Elterndaten. Dadurch können wertvolle Ressourcen freigesetzt werden, die für eine direkte Betreuung der Kinder eingesetzt werden können.
Effiziente Kommunikation: Digitale Kommunikationsplattformen ermöglichen eine schnelle und effiziente Kommunikation zwischen Eltern, Erziehern und der Kita-Leitung. Kurznachrichten, E-Mails oder Benachrichtigungen können dazu beitragen, Informationen zeitnah auszutauschen und Missverständnisse zu vermeiden.
Förderung der pädagogischen Arbeit: Pädagogische Apps und Programme können dabei helfen, den Entwicklungsfortschritt der Kinder zu verfolgen und individuelle Förderpläne zu erstellen. Dadurch können Erzieher gezielt auf die Bedürfnisse der Kinder eingehen und ihre Entwicklung unterstützen.
Online-Weiterbildung: Digitale Weiterbildungs-Plattformen ermöglichen es Erziehern, sich flexibel und ortsunabhängig fortzubilden. Gerade in Zeiten des Personalmangels kann dies eine wertvolle Möglichkeit sein, um Fachkräfte weiterzuentwickeln und ihre Kompetenzen zu stärken.
Vereinfachte Personalsuche: Digitale Plattformen können bei der Suche nach neuen Fachkräften unterstützen, indem sie Stellenangebote gezielt verbreiten und Bewerbungsprozesse effizient gestalten.
(Weitere Vorteile und Einblicke in die Chance der Digitalisierung, findet ihr in unserem Artikel: https://vkmk.de/presse/digitalisierungderkitas)
Für einige bereits sicheres Terrain, ist die Digitalisierung für andere noch in der Erkundungsphase. Unsicher werden sich die neuesten Technologien angesehen und der Fokus liegt auf dem Beschnuppern. Eine Sache müssen jedoch beide Parteien, Anfänger und Profis, im Umgang mit KI meistern: Datensicherheit und -schutz. Ein achtloser Umgang mit sensiblen Daten kann schwerwiegende Konsequenzen haben, für Mitarbeiter:in und Kita. Hierbei zählt nicht nur das aktive Teilen von Privatdaten - sondern auch das passive. Denn ein oftmals übersehener Aspekt ist das große Risiko, in den Anwendungen von Plattformen mit Sitz außerhalb Deutschlands, die somit nicht den strengen Datenschutzvorschriften des Landes unterliegen. Dies kann dazu führen, dass sensible Daten in die Hände Dritter gelangen oder für unerwünschte Zwecke missbraucht werden. Datenschutzverletzungen können erhebliche finanzielle und rechtliche Konsequenzen für die betroffenen Kitas haben.
Einige Risiken und Konsequenzen sind:
Datendiebstahl und -missbrauch: Unsachgemäß geschützte Daten können leicht Opfer von Cyberkriminellen werden. Hacker können sensible Informationen wie Namen, Geburtsdaten oder Gesundheitsdaten stehlen und für kriminelle Zwecke nutzen. Dies kann nicht nur zu finanziellen Schäden führen, sondern auch das Vertrauen der Eltern in die Kita erschüttern.
Identitätsdiebstahl: Gestohlene Daten können für Identitätsdiebstahl verwendet werden, was zu schwerwiegenden persönlichen und finanziellen Konsequenzen für die betroffenen Personen führen kann.
Rechtsverstöße und damit verbundene Bußgelder: Kitas, die gegen Datenschutzvorschriften verstoßen, können mit erheblichen Bußgeldern belegt werden. Ein Verstoß gegen die Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO) kann für eine Kita existenzbedrohend sein.
Vertrauensverlust: Ein achtloser Umgang mit Datenschutz kann das Vertrauen der Eltern in die Kita erschüttern. Eltern möchten sicher sein, dass ihre Kinder in einer sicheren und vertrauenswürdigen Umgebung betreut werden.
Fehlende Kontrolle über Daten: Wenn Kitas Plattformen oder Anwendungen nutzen, die ihren Sitz außerhalb von Deutschland haben, kann die Kontrolle über die Daten verloren gehen. Die Daten könnten in Ländern gespeichert oder verarbeitet werden, die möglicherweise weniger strenge Datenschutzgesetze haben.
Frau Trenner betont, dass Kitas bei der Auswahl von Software und Dienstleistern äußerst sorgfältig vorgehen sollten. Es ist von entscheidender Bedeutung, Anbieter zu wählen, die den deutschen Datenschutzstandards entsprechen und eine transparente Datenverarbeitung gewährleisten. Hierbei können Auftragsverarbeitungsverträge abgeschlossen werden, um sicherzustellen, dass die Daten gemäß den gesetzlichen Vorgaben verarbeitet werden.
Darüber hinaus spielen auch die Sensibilisierung der Mitarbeiter:innen und Eltern sowie die Sicherstellung ihrer digitalen Kompetenz eine zentrale Rolle. Datenschutzschulungen sind unerlässlich, um das Bewusstsein für mögliche Risiken zu schärfen und den verantwortungsbewussten Umgang mit Daten zu fördern. Die Mitarbeiter:innen sollten demnach darin geschult werden, verdächtige Aktivitäten nicht nur selbst zu unterbinden, sondern auch zu erkennen und angemessen zu reagieren, um Datenpannen und Cyberangriffen vorzubeugen. Es ist wichtig, dass Kitas genau prüfen, wo und wie ihre Daten gespeichert und verarbeitet werden und ob diese Speicherorte den erforderlichen Sicherheitsstandards entsprechen.
In dem Interview mit Frau Trenner werden diese Aspekte vertieft, und sie gibt wertvolle Tipps und Empfehlungen für Kitas, wie sie Datenschutzbestimmungen einhalten und gleichzeitig die Vorteile der Digitalisierung und KI nutzen können. Das vollständige Interview mit Frau Trenner, ist ab sofort auf allen Podcast-Kanälen hörbar, sowie natürlich hier:
Die Datensicherheit in Kitas ist zweifellos ein komplexes Thema, das nicht leichtfertig behandelt werden sollte. Die Arbeit in Kitas erfordert eine sorgfältige Balance zwischen der Nutzung moderner Technologien und der Gewährleistung eines verantwortungsbewussten und sicheren Umgangs mit sensiblen Daten.
Wir danken Frau Trenner für ihre umfassenden Einblicke und ihre Expertise zu diesem wichtigen Thema.