Nach langen Verhandlungen liegen die Beschlüsse zur Verlängerung des Lockdowns auf dem Tisch. Gleichwohl wir um die Schwere der Entscheidungen wissen, können wir es doch nicht unterlassen, uns an dieser Stelle zu den beschlossenen Maßnahmen im Bereich der frühkindlichen Bildung zu positionieren.
Hohe Belastung aller Beteiligten
Auf der Internetseite der Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Familie steht nach wie vor: „Die Berliner Kitas bieten weiterhin lediglich eine Notversorgung an“. Das klingt sehr viel einfacher als es ist. Viele Kitas bieten für über der Hälfte ihrer Kinder einen Betreuungsplatz an, um den Nöten der Eltern zu entsprechen. Dabei werden die eigenen Ängste und Befürchtungen vieler Fachkräfte völlig ausgeblendet, denn viele von ihnen sind selbst Eltern und stehen vor dem Problem der Betreuung der eigenen Kinder. Hinzu kommt, dass unter Hygieneschutz auch bei weniger Kindern oft mehr Arbeit anfällt - und das seit nunmehr einem dreiviertel Jahr. Außerdem gibt es noch die gesundheitliche Gefährdung der Kitateams, sei es durch Infektionen, psychologische Belastung oder allgemeine Ermüdungserkrankungen. So gehören ErzieherInnen derzeit zu den am meisten gefährdeten Berufsgruppen.
Eltern versuchen, ihre elterlichen mit ihren beruflichen Pflichten in Einklang zu bringen; eine Aufgabe, bei dem man keinem wirklich gerecht werden kann, zumal private Betreuungsnetzwerke zum Schutz der Großeltern und aufgrund der notwendigen Kontaktminimierung weggefallen sind.
Und unter all dem leiden besonders die Kinder. Zum Einen sinkt die Qualität der frühkindlichen Bildung und die Förderung in den Kitas, da der Hygieneschutz natürlich für Einschränkungen im alltäglichen Betrieb sorgt. Zum anderen leiden aber auch gerade die jungen Kinder an einem monatelangem Zu-Hause- Bleiben. Nicht nur tritt hier die Bildung noch weiter in den Hintergrund, auch Alltagsstress und Kindeswohl-Gefährdung nehmen zu. Da stellt sich uns die Frage, ob es nicht systemrelevant ist, dass Wohl unserer Kinder zu schützen?
Wir müssen jetzt richtig handeln!
Seit Monaten fordern wir bereits einen klaren und verständlichen Plan, wie die Betreuung in Berlin aufrecht erhalten werden kann. Bisher gibt es leider nur den politischen Willen, die Kitas als „Notbetreuung“ offen zu halten. Doch dafür muss es auch eine Idee zur Umsetzung geben. Wir fordern deshalb zwei Kern-Punkte, um die Betreuung in Berlin zu gewährleisten:
1. Schnelltests für Personal und Kinder in jeder einzelnen Einrichtungen - die derzeitigen Möglichkeiten sind weder ausreichend noch praktikabel.
2. Angebot für das Kita-Personal, sich vorzeitig impfen lassen zu können - dafür muss umgehend der Plan zur Impfkampagne angepasst werden.
Darüber hinaus äußerte sich Lars Békési, Geschäftsführer des VKMK, auch zu der beschlossenen Kinderkrankentagen für Eltern:
„Mit dieser Regelung können wir nur für wenige Wochen die Kontakte in den Kitas reduzieren. Vielmehr müssen wir zeitnah einen Weg finden, allen Kinder den Zugang zur Kita zu ermöglichen. Denn zum Einen sind die betroffenen Eltern ausgebrannt, zum anderen können wir dem Kita- Personal keinen weiteren Monat der psychischen Doppelbelastung zumuten.“
Wir lehnen als Verband auch die komplette Schließung der Kita-Einrichtungen in Berlin ab. Laut den aktuellen Zahlen der Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Familie sind derzeit die Berliner Kitas nur zu 37% ausgelastet und 2% sind von einer infektionsbedingten Schließung betroffen. Gleiches gilt für die Begrenzung der Betreuung:
„Wir lehnen die Einführung der Liste systemrelevanter Berufsgruppen als Bedingung für einen Betreuungsplatz strikt ab - das ist weder sozial noch für den sozialen Frieden an der Kita-Tür zuträglich.“ (Lars Békési)
Es muss nun auch endlich klare Aussagen zu dem tatsächlichen Infektionsgeschehen in den Kita- Einrichtungen und Schulen geben. Dabei wirkt es auf uns befremdlich, dass gestern in Bezug auf die neue Mutation bei der Formulierung „auch stärker unter Kinder und Jugendlichen verbreitet“ nur das Wort „stärker“ gestrichen wurde.
Wir haben keine Zeit mehr, beruhigende Formulierungen zu finden. Wir brauchen jetzt einen verlässlichen Handlungsplan, um Berlin offen zu halten. Und das heißt, die erste Bildungseinrichtung, die Kita, zu fördern und zu schützen. Denn Kinder sind systemrelevant!