Frühkindliche Erziehung als Schlüssel im Kampf gegen Antisemitismus und für eine tolerante Gesellschaft

Inmitten eines besorgniserregenden Anstiegs von Übergriffen auf die jüdische Bevölkerung und einer zunehmenden Verbreitung von Antisemitismus ist es an der Zeit, noch einmal die Bedeutung der frühkindlichen Erziehung zu betonen. Denn Hass, Intoleranz und Ablehnung sind nicht angeboren - sie sind erlernt.

Die Debatten rund um die frühkindliche Bildung haben in den vergangenen Jahren zugenommen. Es wird über sprachliche Fähigkeiten gesprochen und wichtige Kompetenzen, die Kinder sich vor dem Antritt in das Schulsystem aneignen sollten. Und während wir all jene Debatten begrüßen und die wertvolle Rolle der frühkindlichen Institutionen nur immer wieder unterstreichen können, geht ein entscheidender Aspekt bei diesen Diskussionen oftmals unter: der Mensch definiert sich über diverse Facetten - und hierzu gehören nicht nur seine fachlichen Kompetenzen, sondern ebenso stark auch die emotionalen.

Die Kitas spielen bei der Entwicklung all dieser Kompetenzen eine entscheidende Rolle. Sie fördern, stützen und lehren berufsbezogenen Fähigkeiten, und auch jene, die für die Gestaltung der Gesellschaft von unschätzbarem Wert sind:

  1. Empathie: Frühkindliche Erziehung fördert die Fähigkeit, sich in die Gefühle anderer hineinzuversetzen. Kinder lernen, die Perspektiven und Emotionen ihrer Mitmenschen zu verstehen.

  2. Selbstregulation: Die Kontrolle über die eigenen Emotionen ist entscheidend. Durch frühkindliche Erziehung lernen Kinder, ihre Gefühle zu verstehen und konstruktive Wege zu finden, um mit ihnen umzugehen.

  3. Soziale Fertigkeiten: Der Umgang mit anderen erfordert soziale Kompetenzen. Kinder lernen, Konflikte zu lösen, Freundschaften zu schließen und in Gruppen zu interagieren.

  4. Kommunikation: Emotionale Ausdrucksfähigkeit wird durch Kommunikation entwickelt. Kinder lernen, ihre Gefühle verbal auszudrücken und zuzuhören, um die Emotionen anderer zu verstehen.

  5. Selbstbewusstsein: Die Entwicklung eines positiven Selbstbildes und Selbstwertgefühls ist ein weiterer wichtiger Aspekt. Kinder lernen, sich selbst zu schätzen und mit Selbstvertrauen aufzutreten.

  6. Achtsamkeit: Die Fähigkeit, im gegenwärtigen Moment zu sein und die eigenen Emotionen bewusst zu erleben, wird durch Achtsamkeitspraktiken gefördert.

  7. Kooperationsbereitschaft: Kinder lernen, gemeinsam mit anderen zu arbeiten, Kompromisse einzugehen und Teamarbeit zu schätzen.

Die Werte, die unsere pädagogischen Fachkräfte tagtäglich vermitteln, reichen weit über die Entwicklung individueller Fähigkeiten hinaus. Sie formen die Art und Weise, wie unsere Kinder die Welt sehen und sich in ihr bewegen und bilden schlussendlich die Grundlage für eine Gesellschaft, die Akzeptanz, Toleranz, Güte, Empathie und Offenheit widerspiegelt.

Die aktuellen, besorgniserregenden Ereignisse, verdeutlichen die drängende Notwendigkeit, gegen Vorurteile und Hass, gemeinsam, als Gesellschaft, anzugehen und veranlassen dazu, die Wichtigkeit und Dringlichkeit dieses Themas wieder einmal zu unterstreichen. In unseren Kitas wird jeden Tag sichtbar, dass Kinder nicht mit Vorurteilen geboren werden, sondern sie erlernen. Es liegt in unserer Verantwortung sicherzustellen, dass die frühkindliche Erziehung ein Umfeld ist und bleiben kann, das diese negativen Einflüsse herausfordert und durch positive Werte ersetzt.

Die frühkindliche Erziehung hat das Potenzial, die Saat für eine Gesellschaft zu legen, die all jene Werte widerspiegeln kann, die wir uns für ein friedliches Miteinander dringend wünschen. Die Kitas sind nicht nur Orte der Wissensvermittlung, sondern auch Werkstätten für eine positive Veränderung der gesamten Gesellschaft von morgen.