Entlastung der pädagogischen Fachkräfte: Nicht-pädagogisches Personal als Antwort?

Seit dem 1. Juli ist in Bayerns Kindertagesstätten eine Neuregelung in Kraft getreten. Gemäß dieser Neuregelung müssen die Leitungen von Kindertagesstätten nicht mehr zwingend eine pädagogische Ausbildung vorweisen. Wir vom Verband der kleinen und mittelgroßen Kitaträger (VKMK) möchten die Perspektive unseres Verbandes auf diese Veränderung teilen und die Bedeutung der Entlastung pädagogischer Fachkräfte von nicht-pädagogischen Aufgaben hervorheben.


Der VKMK begrüßt alle Bemühungen zur Entlastung der engagierten pädagogischen Fachkräfte, insbesondere solche, die darauf abzielen, rein administrative Lasten, bürokratische Hindernisse und statistische Erfassungen zu reduzieren.

Die frühkindliche Bildungsarbeit bildet das Fundament für die Entwicklung unserer jungen Generation und verdient unsere volle Aufmerksamkeit. Seit Jahren kämpfen diese Bildungsinstitutionen jedoch gegen einen zunehmenden Fachkräftemangel, der nicht selten darin resultiert, dass pädagogische Fachkräfte sich alltäglich einer zunehmenden Belastung durch Verwaltungs- und betriebswirtschaftliche Aufgaben gegenüberstehen sehen. Diese Aufgaben beanspruchen wertvolle Zeit, die anderweitig der pädagogischen Arbeit und der individuellen Förderung der Kinder zugutekommen könnte.

Auch Anforderungen an die Position der Kitaleitung haben sich im Laufe der Zeit erheblich weiterentwickelt. Die Führung von Teams, die Koordination von Abläufen und die Bewältigung betriebswirtschaftlicher Fragen sind heutzutage integrale Bestandteile der Leitungsarbeit. Eine gezielte Entlastung in diesen Bereichen ist nicht nur sinnvoll, sondern auch dringend erforderlich. 

Es ist jedoch von entscheidender Bedeutung zu betonen, dass Entlastung keinesfalls mit Entwertung gleichgesetzt werden sollte. Kita-Leitungen sind und bleiben pädagogische Fachkräfte, die über unverzichtbare Erfahrungen und Kompetenzen verfügen. Wir verfolgen daher vielmehr die Vision einer engen Zusammenarbeit zwischen pädagogischem und administrativem Fachwissen, um den Bildungsauftrag optimal zu erfüllen.

Wir möchten in diesem Zusammenhang auf die Bedeutung multiprofessioneller Teams hinweisen. Diese Teams, bestehend aus Fachkräften unterschiedlicher Fachrichtungen, bieten eine umfassende Unterstützung für Kinder und ihre individuellen Bedürfnisse.

Besonders in Zeiten des Fachkräftemangels sind multiprofessionelle Teams entscheidend. Sie entlasten pädagogische Fachkräfte von nicht-pädagogischen Aufgaben und ermöglichen es ihnen, sich auf ihre Kernarbeit zu konzentrieren, was zur Sicherung der Bildungsqualität beitragen kann. Die Zusammenarbeit unterschiedlicher Expertisen erlaubt zudem die Entwicklung innovativer pädagogischer Ansätze und eine gezieltere Förderung der Kinder. Dies stärkt somit nicht nur die individuelle Entwicklung der Kinder, sondern auch das Bildungssystem insgesamt. Die flächendeckende Integration multiprofessioneller Teams in Deutschland ist somit essentiell, um eine qualitativ hochwertige Bildung langfristig zu gewährleisten und muss deutlich stärker priorisiert werden.

Wir hegen deutliche Zweifel, ob die thematisierte Entwicklung in Bayern die angestrebten Ziele des frühkindlichen Bildungsauftrages in vollem Umfang erreichen wird. Keineswegs sollten Stellen, die zwingend auf pädagogisches Fachwissen angewiesen sind, auf dieses in der Not verzichten, um eine kurzfristige Personalentlastung umzusetzen. Dies würde dem frühkindlichen Bildungsauftrag nachhaltig nicht zu Gute kommen. Vielmehr sehen wir die Schaffung spezialisierter Stellen für nicht-pädagogische Verwaltungsaufgaben als mögliche Lösung an. Diese könnten von geschulten kaufmännischen und verwaltenden Experten übernommen werden, die in enger Zusammenarbeit mit der Kitaleitung stehen würden und diese hier vom administrativen Druck entlasten. Gleichzeitig würden sie sicherstellen, dass ihre pädagogische Expertise im Mittelpunkt stehen darf, wie von Lars Békési, Geschäftsführer des VKMK, betont wird.

Die Umsetzungen in Bayern sollten wir als Anstoß nutzen, den Fokus, auch in Berlin, deutlich stärker auf die nachhaltige Entlastung der pädagogischen Teams zu lenken, ohne den Blick vom frühkindlichen Bildungsauftrag und dessen Anforderungen zu wenden.


Für weitere Informationen und Anfragen steht Ihnen Lars Békési gerne zur Verfügung.