Ungesundes Essen oder leere Teller?

Die möglichen Konsequenzen für das Sparen am falschen Ende

Presse

In der Pressekonferenz mit dem Berliner Senat, am 01. November 2022, wurde es bereits deutlich: Die Kitaträger in Berlin werden trotz aussergewöhnlicher Mehrbelastungen, aufgrund der aktuellen Krisen und Kostenexplosionen, keine dringend benötigte Entlastung in den letzten Wochen des Jahres 2022 erhalten.

Was bedeutet das für die Kleinsten unter uns?

Wenn man sich nicht gerade mit der Thematik auseinandersetzen möchte, oder muss, durch den eigenen Familienzuwachs, birgt gerade das Verständnis für die Verteilung der finanziellen Mittel, bei vielen Mitbürger/-innen einige Fragezeichen. Es ist ein Thema von vielen, das oftmals unerwähnt bleibt und im Chaos der Veränderungen um uns herum fast unterzugehen scheint.

Es macht keine auffälligen Schlagzeilen - und das ist beinahe nicht verwunderlich: schließlich gibt es hier seit 10 Jahren keine großen Änderungen. Doch gerade das ist der Stolperstein, der für Irritation sorgen sollte, sobald man ihn einmal etwas länger betrachtet.

Während der Otto-Normalverbraucher schon ächzt, beim Gedanken an den nächsten Wocheneinkauf und den Anblick der gestiegenen Lebensmittelpreise, müssen die Kitaträger dafür sorgen, dass die Teller weiterhin voll bleiben. Die Portionen müssen stimmen, die Qualität natürlich auch und das mit finanziellen Mitteln, die den gestiegenen Nahrungsmittelpreisen kaum noch standhalten können.

Im Rahmen der Pauschale erhalten die Kitaträger für die Verpflegung der Kinder einen Beitrag von ca. 65,88 Euro pro Monat, je Kind. Dies entspricht bei einer 5-tägigen Betreuung, ca. 3,29 Euro am Tag. Ein Wert, der sich aus zwei Teilbeträgen zusammensetzt: 23 Euro werden von den Eltern monatlich selbst entrichtet, sofern sie imstande sind, die finanzielle Belastung umzusetzen. Familien mit Anspruchsberechtigung auf den Berlinpass-BuT, werden hier vollständig entlastet. Dieser Wert wurde 2012 festgelegt und blieb seitdem unverändert. Die übrigen 42,88 Euro entrichtet das Land Berlin.


Aber was wird von diesen 65,88 Euro überhaupt gedeckt?

Simpel gesagt: alles, was mit der Verpflegung der Kinder in Verbindung gebracht werden kann.

Hierzu zählen natürlich nicht nur die Lebensmittel an und für sich, sondern auch:

Die Personalkosten für die Zubereitung, das Abräumen und die Reinigung, die natürlich an den Mindestlohn gebunden sind, sowie die einfachen Kosten für: Material, Energieversorgung und die genutzte Infrastruktur.

Die Kitaträger stehen hier zunehmend vor einem Drahtseil-Akt, bei den Versuchen qualitativ hochwertiges Essen, in ausreichenden Portionen auf den Tisch zu bringen, während gleichzeitig die entstandenen Zusatzkosten gedeckt werden müssen.


Die wachsenden Kosten der letzten Jahre, insbesondere mit Blick auf die momentane wirtschaftliche Lage, können und werden diese Unterschiede weiterhin gravierend verstärken und bringen das Fachpersonal in eine zunehmende Bredouille.

Wie viel Qualität ist noch umsetzbar mit wenig finanziellen Mitteln?

Kindertagesstätte, die ohne Zusatzfinanzierung der Eltern auskommen, und mit den vorgegebenen 65,88 Euro pro Kind hausieren, stellen sich diese Frage nicht erst seit diesem Jahr.

Ein Betrag, der den aktuellen Anstiegen nicht mehr standhalten kann, führt zwangsläufig zu einer Reduzierung in der Qualität des Essens oder in der Größe der Portionen.

Das Land Berlin muss die Verteilung der Haushaltsgelder neu beleuchten und den heutigen Problematiken und Anstiegen anpassen, damit wir nicht in eine zunehmende Ungleichheit geraten, die bereits bei den Tellern, am Frühstückstisch beginnt.