Wenn zwei sich streiten, leidet der Dritte.

Wer übernimmt die Verantwortung für die Sprach-Kitas in Berlin?

Eine Nachricht, die nicht nur die Kitaträger in Berlin erschütterte, sondern auch die vielen Familien, die davon betroffen sind. Das vom Bund angesetzte Sprachförderprogramm „Sprach-Kita“ erhält nach einer Gesamtzeit von 11 erfolgreichen Jahren einen offiziellen Finanzierungsstopp. Eine Förderung, die bis heute dankbar und erfolgreich angenommen wurde.

Gerade für Kinder, die in mehrsprachigen Familienhaushalten aufwachsen und Deutsch nicht als erste Muttersprache erlebt haben, ist diese Förderung unverzichtbar für die Entwicklung und damit auch erfolgreiche Integration mit Chancengleichheit.

Das Förderungsprogramm sollte zum Ende dieses Jahres auslaufen und erhielt nun vom Bund eine Übergangsfrist, bis Mitte 2023. Bis dahin muss eine Lösung gefunden werden.

Aber wie wird diese Lösung aussehen?

SPD-Chef in Berlin, Raed Saleh, positionierte sich hierzu entrüstet und appellierte an das Finanz- und das Familienministerium, dies zu korrigieren. Bundesfamilienministerin Lisa Paus (Grüne) solle sich hierzu klar positionieren. Wissend, dass das grüne BMFSFJ zuvor die Gelder für den Fortgang der Förderung gestrichen hatte und dem Finanzminister hier, im Rahmen der Ampel-Regierung, nicht diverse Entscheidungen freistehen.

Saleh betonte die außerordentliche Wichtigkeit dieser Förderung und wies darauf hin, dass diese unverzichtbar sei für ausreichende Zukunftsperspektiven der Kinder. Kurz zuvor positionierte sich auch Aziz Bozkurt (SPD), Jugend-Staatssekretär, klar im Interview mit dem RBB und betonte, dass Sprachförderung oberste Priorisierung erfahren sollte.

Eine klare Haltung, die sich auf den ersten Blick nicht nur gut liest, sondern vielleicht beinahe so deuten lässt, als wären der SPD bei der Entwicklung und Ausgangslage des Sprachförderungsprogramms die Hände ebenso verzweifelt gebunden, wie den betroffenen 351 Sprachkitas in Berlin.

Fast scheint dabei unterzugehen, dass Raed Saleh, als Chef der SPD in Berlin, hier als fundamentaler Entscheidungsträger, man könnte sogar sagen "Strippenzieher", agieren kann und muss.

Das Spachförderungsprogramm startete vor 11 Jahren als Projekt. Der Bund stellte Berlin hierfür, als Anschubfinanzierung, Fördergelder mit einer aktuell jährlichen Höhe von 13,4 Millionen Euro bereit. Dieses Projekt wurde bisher nicht als fester Bestandteil in der frühkindlichen Bildung integriert, sondern stets nur als Projekt in diverse "Verlängerungen" gegeben. Dass diese Verlängerungen irgendwann ein Ende finden würden, dürfte niemanden, der sich mit der Thematik auseinandergesetzt hat, überraschen. Sehr überraschend dagegen ist, dass nach so vielen Jahren, die Personen, mit der entsprechenden politischen Verantwortlich,-und Handlungsfähigkeit, sich hier beider zu entziehen scheinen.

Die 13,4 Millionen Euro, die jährlich in Berlin für den Fortgang der Sprach-Kitas zur Sprachförderung genutzt werden, können kurzerhand durch die Regierungspartei SPD in das Parlament gebracht, diskutiert und umgesetzt werden. Schließlich liegt die Verantwortung der Bildungsgelder seit 26 Jahren in den Händen der SPD-SenatorenInnen für Bildung, Jugend und Familie.

Ein rein wahltaktisch motivierter öffentlicher Appell an die grüne Bundesfamilienministerin, ersetzt keine öffentliche Debatte.

Es gilt, die Berliner Grünen als Koalitionspartner im Senat bei dieser Thematik zu überzeugen. Stattdessen gleichen die Ansätze viel mehr einem Weiterreichen der Verantwortlichkeiten.


Während zusätzliche 500 Millionen Euro für die Vergünstigungen im Berliner Nahverkehr generiert werden können, wird es zu einem politischen Katz-und-Maus-Spiel, bei der Verantwortlichkeits-Frage, um die 13,4 Millionen Euro für frühkindliche Bildung. Alles, während gleichzeitig immer wieder betont wird, wie unverzichtbar diese Förderungen für die jüngsten Generationen sein.

Es ist an der Zeit, dass die Verantwortlichkeiten für die Finanzierungen hier, dem Bund entzogen und von denjenigen übernommen werden, die als politische Entscheidungsträger für Familien und Bildung in Berlin zuständig sind, damit wir eine schnelle Lösung finden können, die nicht nur den Kindertagesstätten oder den pädagogischen Fachangestellten für Sprachförderung ein Aufatmen geben können, sondern auch den vielen Kindern und Familien, die von dieser Förderung nachhaltig profitieren.