Dem Berliner Senat fehlt ein echter Plan

Das heute erschienene 36. Trägerschreiben sollte Antworten bezüglich der Umsetzung der politischen Vorgaben zur Pandemie-Bekämpfung liefern. Der Wille, die Betreuung für alle Kinder solang wie möglich anzubieten, kann nur Berge versetzen, wenn es einen konkreten und funktionierenden Plan gibt. Leider ist in diesem Schreiben kein kohärentes Konzept zu erkennen und es bleiben erneut viele dringende Fragen offen.

Unklare Formulierungen für „konkrete Anlässe“

Zu den offenen Fragen gehört zum Beispiel die Berliner Teststrategie. Künftig sollen die Kinder einbezogen werden, „wenn hierfür ein konkreter Anlass gegeben ist“. Dieser konkrete Anlass wird jedoch nicht weiter definiert. Kinder mit Erkältungssymptomen hingegen werden von der Betreuung ausgeschlossen, wenn kein aktueller negativer Schnelltest vorgezeigt werden kann – dies umfasst auch einen von den Eltern durchgeführten Selbsttest. Der Senat erwartet eine Lieferung von 500.000 Selbsttests für Kita-Kinder allerdings frühestens Mitte April. Wie diese Vorgaben in der Zwischenzeit umgesetzt werden soll, bleibt völlig offen. Die von der Senatsverwaltung empfohlenen Testzentren, dürften morgens um sechs jedoch schwer zu finden sein.  

Weiter unten im Trägerschreiben heißt es dann für Fachkräfte: „Eine Deklarierung der bereits verteilten Schnelltests (…) als Selbsttests ist bislang leider nicht erfolgt“.  Damit bleibt die versprochene Möglichkeit für MitarbeiterInnen, sich selbst schnell im häuslichen Umfeld testen zu können, weiterhin unerfüllt.

Selbst wenn alles klappt, funktioniert es nicht

Aber auch mit vorhandenen Selbsttests ist an eine Umsetzung der Vorgaben des Senats nicht zu denken. Laut Trägerschreiben sollte einem Kind mit Erkältungssymptomen der Zutritt verweigert werden, woraufhin die Eltern einen Test bekommen würden. Für die 15 Minuten, die ein Schnelltest mindestens benötigt, müsste den Eltern allerdings ein seperater Raum zur Verfügung gestellt werden – und zwar für jedes einzelne Kind.

Dieses Szenario setzt obendrein voraus, dass die Organisation durch den Senat bei den Lieferketten funktioniert. Die bisherigen Schnelltests wurden zumindest zwei Wochen später als angekündigt geliefert. Des Weiteren soll die Verteilung ab Mitte April zukünftig durch die bezirklichen Jugendämter erfolgen. Es bleibt abzuwarten, ob der erneute Übergang der Zuständigkeiten und die Verteilung reibungslos verlaufen werden.

Sozialunternehmen können es besser!

An dieser Stelle können wir nur wiederholt auf die Kompetenz der Freien Kita-Träger verweisen. Die bisherige Aufrechterhaltung der frühkindlichen Bildung in Berlin ist in großen Teilen den Sozialunternehmen zu verdanken, die eigenständig und zeitnah gehandelt haben, um ein funktionierendes Hygienekonzept für ihre MitarbeiterInnen und Kinder umzusetzen. Die Senatsverwaltung hingegen hing den Entwicklungen vor Ort stets nur hinterher.

Bei einer Kostenpauschale für Infektionsschutz- & Hygienmaßnahmen könnten die Freien Träger durch ihre Erfahrung und das Gebot der Wirtschaftlichkeit preiswerter und schneller Tests organisieren. Aufgrund ihres Wissens um die Bedürfnisse in ihren Einrichtungen, hätten sie sich dabei beispielsweise für die „Spucktests“ oder „Lollytests“ anstelle der „Nasenbohrertests“ entschieden. All das wäre effizienter im Sinne der Pandemie-Bekämpfung und sparsamer in Bezug auf die verwendeten Steuergelder.